ifs Jahresbericht 2022 4 Mit einem Blick zurück und der Frage im Kopf, welchen Eindruck das Jahr 2022 hinterlassen hat, könnten nun die bekannten Schlagworte wie Pandemie, Krieg und Inflation angeführt werden. Doch das, was bei uns im ifs wirklich Eindruck hinterlassen, uns sehr nachdenklich gestimmt und vor allem betroffen gemacht hat, sind die vielen Menschen, denen es zunehmend schwerfällt, mit den aktuellen Rahmenbedingungen zurechtzukommen. In den Beratungen – quer durch alle Fachbereiche – zeigte sich ein ganz deutliches Bild: Die Herausforderungen unserer Zeit machen immer mehr Menschen zu schaffen. Die Teuerung, die Energiepreise, die in Vorarlberg sehr hohen Wohnkosten und die gestiegenen Kreditzinsen lassen Menschen teils regelrecht verzweifeln. Kommen dann auch noch psychosoziale Belastungs- und Ausnahmesituationen wie eine Scheidung, der Verlust des Arbeitsplatzes, Krankheit oder Beeinträchtigung hinzu, sind die jeweiligen individuellen und auch finanziellen Reserven sehr schnell aufgebraucht. In der Folge entwickeln sich häufig Multiproblemkonstellationen, die mehrere Lebensbereiche zugleich betreffen. Und auch resiliente Personen, die bislang über gute Lösungsstrategien verfügten, stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Aggressionen, Frustration, Gewalt, Überlastung sowie Resignation sind mögliche Reaktionen. Gemeinsam zur Problemlösung Ohne umfassende Beratungs- und Unterstützungsleistungen sind Multiproblemstellungen kaum bzw. gar nicht zu bewältigen. Es braucht den objektiven und professionellen Blick einer außenstehenden Fachperson. Denn für die Lösung solch komplexer Probleme, ist eine Vereinfachung durch Reduktion auf das Wesentliche unumgänglich. Dies aber fällt den Betroffenen selbst oft sehr schwer, da sie in der eigenen Krisensituation gefangen sind. Wir im ifs bieten Unterstützung und machen uns gemeinsam mit den Klient:innen auf den Weg. Dabei ist es uns wichtig, die Betroffenen durch Kriseninterventionen zu entlasten, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und ihnen so den Zugang zu ihren eigenen Ressourcen (wieder) zu ermöglichen, sodass sie selbstwirksam werden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Frühzeitig Hilfe suchen Eine bedeutende Rolle in der Bearbeitung von vielschichtigen Fragestellungen spielt zudem der Faktor Zeit. Werden Probleme über einen längeren Zeitraum hinweg verdrängt oder nur unzulänglich zu lösen versucht, so werden diese erfahrungsgemäß nicht kleiner, sondern größer und wirken sich auf weitere Lebensbereiche aus. In der Folge steigt die Verzweiflung. Hilfreich ist es deshalb, möglichst frühzeitig professionelle Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die steigende Dringlichkeit in Bezug auf Problemlösungen widerspiegelte sich im vergangenen Jahr auch darin, dass viele Hilfesuchende um möglichst zeitnahe Termine baten. Zudem zeigte sich im Beratungsalltag, dass viele Klient:innen für einen deutlich längeren Zeitraum unsere Unterstützung benötigen. Insgesamt verlangen vielschichtige Problemstellungen nicht nur den Betroffenen selbst sehr vieles ab, sondern stellen auch für uns als soziale Organisation und damit für unsere Mitarbeiter:innen eine große Herausforderung dar. Von Vorteil sind in diesem Zusammenhang unser differenziertes Unterstützungsangebot, die Interdisziplinarität der einzelnen Teams, die Möglichkeiten der internen Vermittlung bzw. Zusammenarbeit und damit zusammenhängend die kurzen Wege. Die Mitarbeiter:innen im Fokus Ein weiteres Thema, das uns im vergangenen Jahr besonders forderte, war die Personalsituation. Wie zahlreiche Wirtschaftszweige sieht sich auch der Sozialbereich mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, was große Herausforderungen mit sich bringt. Die Suche nach qualifiziertem Personal erweist sich als äußerst schwierig, vor allem wenn Zusatzqualifikationen oder Spezialausbildungen gefordert sind. Der demografische Wandel, zahlreiche Pensionierungen, der Wunsch nach Work-Life-Balance, Auswirkungen der Coronapandemie – verschiedenste Faktoren beeinflussen die Lage am Arbeitsmarkt. Doch nicht Jahresbericht 2022 Ein Überblick von ifs Geschäftsführerin Martina Gasser
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