Halt geben S. 6 Ob Krise oder Alltagslast – wir sind da, wenn Menschen Orientierung, Unterstützung und neue Perspektiven brauchen. Schritt für Schritt S. 12 Wenn der Rückhalt fehlt, Konflikte überhandnehmen und das Vertrauen ins Leben schwindet, finden wir gemeinsam neue Wege. Das Jahr in Zahlen S. 26 Die Klient:innenzahlen sprechen eine deutliche Sprache: Unser Beratungs- und Unterstützungsangebot wird gebraucht. Jahresbericht 2024
Inhalt Impressum: Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Institut für Sozialdienste, Interpark Focus 40, 6832 Röthis, Tel.: 05-1755-500, E-Mail: ifs@ifs.at; Für den Inhalt verantwortlich: ifs Geschäftsführerin Martina Gasser; Redaktion: Alexandra Breuß; Grafische Gestaltung: G´spür Contentagentur; Konzept: clavis; Fotos: Adobe Stock, Unsplash, Freepik, Pexels, ifs, KI-Bildmaterial / Widerspruchsbelehrung: Wenn Sie möchten, dass wir Sie fortan nicht mehr über den ifs Jahresbericht informieren und Ihre Daten aus unserer Datenanwendung entfernen, so lassen Sie uns das wissen. Eine Mail an kommunikation@ifs.at genügt. 03 Jahresbericht 2024 | Vorwort Verbindung schaffen, Zukunft gestalten 04 Stimmen aus dem Verein Vorwort des ifs Präsidenten Christoph Winder 06 Rückblick Unterstützen, begleiten, vorbeugen 08 Berichte aus den Geschäftsfeldern Regionale Sozialberatung Kinder-, Jugend- & Familiendienste Fachberatung Inklusion & Selbstbestimmung 24 Ausblick Weiterdenken, weiterentwickeln, weiterhelfen 26 Das ifs in Wort und Zahl Zahlen und Fakten zum Jahr 2024 Jahresbericht 2024 | Inhalt 2
Das Bauen von Brücken gewinnt in unserer komplexen Welt zunehmend an Bedeutung. Brücken stehen für Teilhabe statt Ausgrenzung, für Dialog statt Polarisierung, für gegenseitige Unterstützung statt Entsolidarisierung. Es geht darum, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt aktiv zu gestalten. In unserer täglichen Arbeit begleiten wir Menschen in belastenden Lebenssituationen. Gemeinsam mit ihnen erarbeiten wir Lösungen und mögliche Wege. Wir schaffen Brücken, indem wir neue Perspektiven eröffnen und vertrauensvolle Beziehungen aufbauen. Dabei stärken wir die Eigenverantwortung unserer Klient:innen, fördern ihre individuellen Ressourcen und ermöglichen selbstbestimmte Teilhabe. Soziale Gerechtigkeit braucht Haltung Unser Tun ist geprägt von der Überzeugung, einen sozialpolitischen Auftrag zu erfüllen und einen Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit zu leisten. Wir verstehen uns als aktive Mitgestalter:innen gesellschaftlicher Entwicklungen. Unser Engagement gilt der nachhaltigen Verbesserung sozialer Rahmenbedingungen und der konsequenten Förderung von Chancengleichheit. Wir treten für jene ein, deren Stimmen oft ungehört bleiben, und setzen Zeichen gegen Ungleichheit. Vor dem Hintergrund gegenwärtiger Diskussionen – und bei allem Verständnis dafür, dass Budgets konsolidiert werden müssen – möchte ich betonen: Wenn an der falschen Stelle gespart und finanzielle Mittel nicht gezielt eingesetzt werden, geraten tragende Strukturen ins Wanken – Brücken brechen ein, Ungleichheit wächst, gesellschaftlicher Zusammenhalt wird gefährdet. Dabei darf nicht vergessen werden: Menschen in psychischen, sozialen oder existenziellen Notlagen brauchen verlässliche Unterstützung. Tragfähige Partnerschaft Deshalb setzen wir weiterhin auf die bisher bewährte, funktionierende Kommunikation im Sinne des Brückenbauens. Ich danke unseren Geldgebern – dem Land Vorarlberg, den Städten und Gemeinden (gemeinsam im Vorarlberger Sozialfonds), den Bundesministerien, dem Land Tirol, den Sozialversicherungsträgern und der ÖGK. Mein besonderer Dank gilt unseren Mitarbeiter:innen, Vereinsmitgliedern, den ehrenamtlichen Aufsichtsgremien, den Kooperationspartner:innen sowie allen, die sich freiwillig in der Klient:innenarbeit engagieren. Nicht zuletzt danke ich den vielen Menschen, die uns ihr Vertrauen schenken und sich an das ifs wenden. Martina Gasser Geschäftsführerin Institut für Sozialdienste Jahresbericht 2024 Verbindung schaffen, Zukunft gestalten Brücken stehen für Teilhabe statt Ausgrenzung, für Dialog statt Polarisierung, für gegenseitige Unterstützung statt Entsolidarisierung. Jahresbericht 2024 | Vorwort 3
Tragfähige Beziehungen Vorwort des ifs Präsidenten Christoph Winder Stimmen aus dem Verein Mario Leitgeber, BA An meinem persönlichen Tiefpunkt begleitete mich eine Zeit lang ein Mitarbeiter des ifs auf professionelle – und damit meine ich zutiefst menschliche – Weise: Er begegnete mir auf Augenhöhe und schenkte mir Zuversicht – den unverzichtbaren Mörtel für die Brücke zurück ins Leben. Gabriele Graf Das ifs spielt eine entscheidende Rolle in der Gesellschaft, indem es Menschen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Ähnlich wie eine Brücke fungiert das ifs als Bindeglied zwischen verschiedenen sozialen Gruppen, Kulturen und Bedürfnissen. Es schafft einen Raum, in dem Menschen zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen können. „Brücken bauen“ – ein schönes Sinnbild für die Arbeit im Sozialbereich. Brücken verbinden, wo Trennung besteht. Sie schaffen Zugänge, ermöglichen Austausch und fördern Verständnis. Aber Brücken entstehen – wie Problemlösungen – nicht von heute auf morgen, an ihnen muss gearbeitet, sie müssen gebaut werden. Gerade in herausfordernden Zeiten gewinnt das Brückenbauen an Bedeutung. Im ifs werden tagtäglich Brücken zwischen und mit Menschen gebaut. Vor allem dann, wenn Krisen, Belastungen, Ausgrenzung und Hürden den Weg erschweren. Zudem ist es wichtig, auf institutioneller Ebene tragfähige Verbindungen zu schaffen: in der Zusammenarbeit mit Land, Gemeinden und weiteren Partner:innen. Diese Kooperationen leben von Vertrauen, gemeinsamem Verantwortungsbewusstsein, Kommunikation auf Augenhöhe und Wertschätzung. Angesichts aktueller Entwicklungen ist diese enge Vernetzung wichtiger denn je. Die Notwendigkeit, öffentliche Haushalte zu konsolidieren, ist nachvollziehbar, der sparsame Umgang mit öffentlichen Geldern richtig und wichtig. Gleichzeitig darf aber nicht vergessen werden, worum es im Kern der Sozialpolitik geht: um eine Haltung der Solidarität, um Hilfe für Menschen in Not, um die langfristige Stabilität des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Entscheidend ist, dass Maßnahmen einer fundierten Sozialpolitik folgen und nicht alleine einer Sparpolitik. Seit Gründung des ifs verstehen wir uns als aktiver Mitgestalter der Soziallandschaft Vorarlbergs. Auch in der aktuellen Lage bieten wir unsere fachliche Expertise und unsere Erfahrungen an. Mein herzlicher Dank gilt dem Land Vorarlberg, den Städten und Gemeinden sowie den zuständigen Bundesministerien für die bislang gute Zusammenarbeit, die es ermöglicht, Menschen in Krisen und Not weiterzuhelfen. Ebenso danke ich der Geschäftsführung, den Führungskräften, allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, den Mitgliedern des Präsidiums, des Aufsichtsrats und des Vereins. Mit ihrem Engagement und ihrer fachlichen Kompetenz bauen sie Brücken in schwierigen Lebenslagen – und schaffen damit die Grundlage für das Vertrauen, das dem ifs entgegengebracht wird. Jahresbericht 2024 | Stimmen aus dem Verein 4
Mag.a Elisabeth Tschann Ich habe das Bild eines Wildbachs vor Augen, der ohne Hilfe nicht durchquert werden kann. Das ifs bildet die Brücke, die es ermöglicht, ans andere Ufer zu gelangen, den Fluss von beiden Seiten zu betrachten. Die Brücke, die einen Blick aus der Höhe und in die Weite ermöglicht, die Wahlmöglichkeiten erkennen lässt und zu tragfähigen Entscheidungen ermutigt. Dr.in Eva Grabherr Die umfassende Expertise des ifs und die Bereitschaft, diese zu teilen, ist von großem Wert für unsere Integrationsarbeit und macht unseren Beitrag zu einer guten Entwicklung in Vorarlberg wirksamer. Vereinsorgane sind • die Vollversammlung • das Präsidium Die Durchführung der Aufgaben erfolgt in der ifs gemeinnützigen GmbH. Präsidium (gewählt) • Präsident Ing. Christoph Winder, MBA • Vizepräsidentin Dr.in Evelyn Marte-Stefani • Finanzreferentin Heidi Schuster-Burda • Schriftführer Dr. Ludwig Rhomberg • Dr. Stefan Allgäuer • Dr.in Gabriele Sprickler-Falschlunger Kuratoriumsmitglieder • Dr. Stefan Allgäuer • Dr. Hans-Peter Bischof • Ernst Blum • Bgm. Dieter Egger • Dr. Alois Flatz • Anna Franz • Johannes Gasser, MSc, BA • Mag. Klaus Gerstgrasser • Harald Giesinger • Dr.in Eva Grabherr • Gabriele Graf • Mag.a Katharina Graf • Dr.in Marianne Grobner • Dr. Bernd Hartmann • Ing. Otto Kazil • Brigitta Keckeis • Hans Kogler • Sr. Maria-Stella Krimmel, OCist. • Mag.a Ruth Kucera-Dörler • Günter Lampert • Mario Leitgeber, BA • Dr. Hans-Peter Ludescher • Dr.in Evelyn Marte-Stefani • Elisabeth Mathis • Dr. Johannes Müller • Mag. Martin Ohneberg • Dr. Ludwig Rhomberg • Bgm. Michael Ritsch, MBA • Dr. Johannes Schmidle • LAbg. Heidi Schuster-Burda • LAbg. Andrea Schwarzmann • Angelika Schwarzmann • Dr.in Gabriele Sprickler-Falschlunger • Inge Sulzer, MSc • Mag. Dominik Toplek • Mag.a Elisabeth Tschann • Katharina Urbanz • Dr. Karl Waltle • Ing. Christoph Winder, MBA • Mag.a (FH) Manuela Wolf • Dr. Helgar Wurzer • Helmut Zimmermann • Dr. Klaus Zitt Geschäftsführerin • Mag.a Dr.in Martina Gasser, MBA Aufsichtsrat von der Generalversammlung bestellt • Mag.a Ruth Kucera-Dörler (Aufsichtsratsvorsitzende) • Harald Giesinger (stellvertr. Aufsichtsratsvorsitzender) • Mag.a Katharina Graf vom Betriebsrat entsendet • Iris Seewald • Stefan Bitschnau, BA (Stand Juni 2025) Der Verein Institut für Sozialdienste Das Institut für Sozialdienste ist ein Verein, der sich aus natürlichen Personen zusammensetzt. Der Verein ist konfessionell und politisch ungebunden. Jahresbericht 2024 | Stimmen aus dem Verein 5
Ob akute Krisen, langfristige Herausforderungen oder die Suche nach Orientierung – Menschen mit unterschiedlichsten sozialen oder psychischen Problemen finden im ifs Unterstützung. Unser Angebot reicht von konkreter Hilfe über intensive Betreuung bis hin zu präventiven Maßnahmen. Jede Form der Unterstützung wird individuell an die Lebenslage der Klient:innen angepasst. Ergänzend zur täglichen Arbeit zeigen ausgewählte Projekte und neue Ansätze, wie wichtig frühzeitige Hilfe ist, um Stabilität zu fördern und langfristige Belastungen zu vermeiden. Unkompliziert helfen – passgenau zuweisen Seit Anfang 2024 gelten an den ifs Beratungsstellen in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz neue Zeiten für die Erstberatung. Vormittags können Ratsuchende ohne Termin vorbeikommen und erhalten rasch und unkompliziert Hilfe – eine wichtige Erleichterung für Menschen in akuten Krisensituationen. Nachmittags finden Beratungen nach vorheriger Terminvereinbarung statt. Dadurch können individuelle Anliegen gezielt und lösungsorientiert bearbeitet werden. Diese Neugestaltung des Zugangs schafft mehr Klarheit und Orientierung für die Klient:innen und stärkt zugleich die Effizienz sowie Qualität unserer Arbeit. Viele Anliegen lassen sich bereits im Rahmen der Erstberatung klären. Bei weiterem Unterstützungsbedarf erfolgt eine passgenaue Weitervermittlung an ifs-interne oder externe Angebote. Flex für Jüngere Die Zielgruppe der ifs Flexiblen intensivpädagogischen Betreuung wurde auf Jugendliche unter 14 Jahren ausgeweitet. Flex für Jüngere richtet sich an Familien mit Kindern in einer herausfordernden Entwicklungsphase. Das Rückblick Unterstützen, begleiten, vorbeugen Früh ansetzen, gezielt begleiten – damit aus Belastung wieder Lebensqualität wird. Jahresbericht 2024 | Rückblick 6
Angebot bietet flexible, bedarfsorientierte Begleitung für Jugendliche und deren Eltern – mit dem Ziel, den familiären Zusammenhalt zu stärken und gleichzeitig den Jugendlichen Raum für eigene Erfahrungen und mehr Selbständigkeit zu geben. Die jungen Menschen werden in ihrer Entwicklung gestärkt, während Eltern in ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte unterstützt werden. Good Vibes für die Seele – jetzt auch für Firmen Das erfolgreiche Angebot „Good Vibes für die Seele“, in dessen Rahmen sich Jugendliche mit dem Thema Stress auseinandersetzen, wurde im vergangenen Jahr für den betrieblichen Kontext adaptiert. Dank der Zusammenarbeit mit Unternehmen und deren Finanzierung konnten passgenaue Workshops entwickelt werden – zugeschnitten auf aktuelle Themen und Bedürfnisse in den jeweiligen Betrieben, ergänzt durch Inhalte aus dem bestehenden Good-Vibes-Programm. Ziel ist es, Wissen zu Stressentstehung und -bewältigung zu vermitteln und Mitarbeiter:innen dabei zu unterstützen, auf ihre psychische Gesundheit zu achten. Die Kombination aus fachlichen Inputs und praktischer Anwendung findet großen Anklang und bildet eine wichtige Grundlage für präventive Angebote im Arbeitskontext. Good Vibes im Bregenzerwald Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung „Good Vibes für die Seele – Was Kinder und Jugendliche aufblühen lässt“ in der Mittelschule Egg. Über 100 Gäste widmeten sich der Frage, was die psychische Gesundheit junger Menschen stärkt. Kinder und Jugendliche aus der gesamten Region hatten sich im Vorfeld intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Sichtbar wurde das unter anderem in den „Mutmacher-Postkarten“, die sie gestaltet hatten. 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Im Rahmen der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ setzte das ifs mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen ein deutliches Zeichen gegen Gewalt. Ziel war es, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und Betroffene zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neben Vorträgen zum Thema Cybergewalt wurden im Aktionszeitraum Ausstellungen sowie Aufführungen des interaktiven Theaterstücks „Häusliche Gewalt erleben und verändern“ organisiert und durchgeführt. Früh ansetzen – achtsam begleiten Mit dem Ziel, junge Menschen frühzeitig in ihrer emotionalen Entwicklung zu stärken, wurde in der ifs Jugendberatung Mühletor die Achtsamkeitsgruppe „Wise mind“ ins Leben gerufen. Im geschützten Rahmen setzen sich die Jugendlichen mit Gefühlen, Gedanken und dem eigenen Verhalten auseinander. Dabei wurden alltagsnahe Achtsamkeitsübungen vermittelt, die innere Ruhe fördern, das Selbstbewusstsein stärken und den Austausch über Emotionen erleichtern. Angebote wie „Wise mind“ zeigen, wie wichtig frühzeitige Begleitung für die seelische Gesundheit junger Menschen ist. Jahresbericht 2024 | Rückblick 7
Die ifs Schulsozialarbeit begleitet Kinder und Jugendliche in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Was zeichnet Schulsozialarbeit besonders aus? Dominik Meusburger: Die Niederschwelligkeit. Wir sind dort, wo die Kinder und Jugendlichen sind – direkt an den Schulen. Sie können während der Schulzeit freiwillig zu uns kommen und sich auf unsere Verschwiegenheit verlassen. Gerade Volks- und Mittelschulkinder finden den Weg zu einer Beratungsstelle oft noch nicht selbstständig. Katharina Spiss: Ein weiteres Merkmal ist der präventive Ansatz. Wir setzen früh an und können dadurch vieles abfangen – nicht nur bei den Kindern, sondern auch in den Familien. Unser Alleinstellungsmerkmal im komplexen System Schule ist, dass wir auch nachgehend arbeiten: Wir besuchen Kinder und Jugendliche bei Bedarf zu Hause oder begleiten sie und ihre Familien zu Unterstützungsangeboten. Vertrauen wächst mit Nähe Ein Gespräch über frühe Unterstützung, Beziehungsarbeit und die Bedeutung von Präsenz im Schulalltag Regionale Sozialberatung Katharina Spiss Leiterin ifs Schulsozialarbeit Dominik Meusburger Leiter ifs Schulsozialarbeit Jahresbericht 2024 | Regionale Sozialberatung 8
bietet direkt an den Schulen Beratung, Begleitung und Prävention. Sie ist Anlaufstelle für Schüler:innen, unterstützt bei Krisen und Konflikten, stärkt das soziale Miteinander und fördert die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schüler:innen, Eltern und Lehrpersonen. 05-1755-500 schulsozialarbeit@ifs.at Wie gestaltet sich die nachgehende Arbeit in der Praxis – etwa bei Hausbesuchen bei Schüler:innen, die gar nicht mehr zur Schule kommen? Katharina Spiss: Bei Absentismus, also wenn Schüler:innen wiederholt unentschuldigt fehlen, arbeiten wir eng mit der Schule zusammen. Wenn Eltern für die Schule nicht erreichbar sind, versuchen wir, den Kontakt herzustellen. Gelingt auch das nicht, besuchen wir die Kinder zu Hause. Dominik Meusburger: In der Praxis heißt das: Wir klingeln und stellen uns vor – sofern uns die Türe geöffnet wird. Wir erklären, dass sich die Schule Sorgen macht, und bieten Unterstützung an. Auch Aufklärung, z. B. über die Schulpflicht, ist Teil unserer Arbeit. Wird die Hilfe angenommen? Katharina Spiss: Ganz unterschiedlich. Manche Eltern sind erleichtert, andere schämen sich, weil sie es nicht schaffen, ihr Kind morgens zum Aufstehen und Schulbesuch zu bewegen. Manchmal öffnet uns niemand, weil kein Kontakt gewünscht ist. Dominik Meusburger: Es gibt auch Fälle, in denen die Eltern gar nicht wissen, dass ihr Kind nicht zur Schule geht. Die Überraschung ist dann groß. Unser Ziel ist es, den Kontakt zur Schule wiederherzustellen, also eine Brücke zwischen Kind bzw. Elternhaus und Schule zu bauen. Wie können solche Brücken gebaut werden? Dominik Meusburger: Die Gestaltung ist sehr individuell. Entscheidend ist die enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung. Ein Beispiel: Wenn ein Kind nach Hausbesuchen zurückkehrt, aber noch nicht in die Klasse möchte, kann es zunächst im Büro der Schulsozialarbeit bleiben. Wichtig ist, dass ein erster Schritt zurück in die Schule gemacht wird. Katharina Spiss: Allgemein bauen wir Brücken, indem wir z. B. bei Konflikten zwischen Schüler:innen vermitteln oder den Kontakt zu weiteren ifs Unterstützungsanifs Schulsozialarbeit geboten herstellen. Oder wir schaffen eine Verbindung für ein Kind, das Lernunterstützung braucht, indem wir es beim ersten Besuch ins Lerncafé begleiten. Brücken können auch innerhalb von Familien entstehen, etwa wenn es Streit mit den Eltern gibt. Die wichtigste Brücke ist jedoch die Beziehungsbrücke zwischen Schulsozialarbeiter:innen und Schüler:innen. Diese entsteht durch unsere Präsenz im Schulalltag. Die Kinder erleben uns am Pausenhof, beim Vorstellen unseres Angebots in den Klassen oder in Workshops. Sie lernen uns kennen und so kann Vertrauen wachsen. Erst dann trauen sich viele Kinder, mit ihren Anliegen zu uns zu kommen. Was sind die Hauptthemen, mit denen Kinder zur Schulsozialarbeit kommen? Dominik Meusburger: Konflikte mit Mitschüler:innen, aber auch in der Familie. Hinzu kommen Ängste und Absentismus. Katharina Spiss: Auch Gewalt, der Umgang mit sozialen Medien, psychische Auffälligkeiten und Belastungen im Elternhaus gehören zu den häufigsten Themen. In der Arbeit mit den Eltern zeigt sich manchmal, dass Armut eine Rolle spielt. Die Anliegen sind sehr individuell, aber im Kern geht es fast immer um das soziale Miteinander. Jahresbericht 2024 | Regionale Sozialberatung 9
Zuverlässige Hilfe ifs Regionale Sozialberatung Wir beraten, unterstützen und betreuen Menschen in psychosozialen Krisen oder bei existenziellen Sorgen – rasch, unkompliziert und lösungsorientiert. Im Mittelpunkt steht stets das Ziel, sie zur Selbsthilfe zu befähigen. Unsere Angebote sind niederschwellig und frei von Zugangshürden. Gemeinsam mit den Hilfesuchenden erarbeiten wir tragfähige Lösungen und stellen bei Bedarf den Kontakt zu spezialisierten Anschlussangeboten her. Den inhaltlichen Schwerpunkt unserer Arbeit bilden: • Erstberatung und Krisenintervention • Existenzsicherung • Wohnbegleitung und Wohnraumsicherung • Nachgehende und aufsuchende Soziale Arbeit • Psychologische Beratung • Jugendberatung • Schulsozialarbeit Wir arbeiten ressourcenorientiert und beziehen das soziale Umfeld der Betroffenen sowie bestehende Strukturen im Sozialraum aktiv mit ein. In enger Kooperation mit Gemeinden, Ämtern und Netzwerkpartner:innen gestalten wir passgenaue, regional verankerte Hilfsangebote. So gelingt es, die Menschen direkt vor Ort und in ihrer Lebensrealität gezielt zu unterstützen. 3.138 2.615 2.604 2.310 2.304 958 739 597 Die ifs Jugendberatung ist nicht nur Anlaufstelle für persönliche Beratungsgespräche mit Jugendlichen zwischen 11 und 21 Jahren, sondern bietet auch ein vielfältiges Angebot an Gruppenformaten. Ob in Schulen, sozialen Einrichtungen oder Vereinen – mit den Workshops werden zahlreiche junge Menschen direkt in ihrem Lebensumfeld erreicht. Im vergangenen Jahr fanden 169 Workshops statt, in deren Rahmen insgesamt 1.734 Jugendliche begleitet und gestärkt wurden. Im Mittelpunkt stehen die Förderung der psychischen Gesundheit und die Stärkung individueller Ressourcen. Inhaltlich setzen sich die Workshops unter anderem mit Strategien zur Stressbewältigung, Achtsamkeit und Entspannung im Alltag sowie dem Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinander. Durch Übungen, Reflexionen und Gruppengespräche werden die Teilnehmenden aktiv miteingebunden. Darüber hinaus stellt das Team das Angebot der ifs Jugendberatung Mühletor in Schulen, Betrieben und Vereinen vor. Ziel ist es, Jugendliche über die bestehenden Unterstützungsangebote zu informieren, Hemmschwellen abzubauen und den Zugang zu Beratung niederschwellig zu gestalten. 05-1755-560 jugendberatung.muehletor@ifs.at Schon Gewusst? Gruppenangebote als ergänzendes Unterstützungsformat Jahresbericht 2024 | Regionale Sozialberatung 10
15.265 Menschen nahmen das wohnortnahe und niederschwellige Beratungsangebot in Anspruch und erhielten zeitnah psychosoziale Hilfe und Betreuung. 3.138 Menschen fanden bei der Sozialberatung Bregenz rasche Hilfe, Orientierung und konkrete Unterstützung in Krisen- und Notsituationen. 2.615 Hilfesuchende wurden von den Mitarbeitenden der Sozialberatung Dornbirn bei der Erarbeitung tragfähiger Lösungen für individuelle Herausforderungen begleitet. 2.604 Klient:innen wandten sich mit psychosozialen Fragen und Problemen an die Sozialberatung Bludenz und erhielten dort bedarfsgerechte Unterstützung und Betreuung. 2.310 Schüler:innen erhielten durch die Schulsozialarbeit direkt an ihren Schulen gezielte Beratung, Begleitung und präventive Hilfe. 2.304 Personen wurden von den Fachkräften der Sozialberatung Feldkirch beraten, betreut und durch schwierige Lebenslagen begleitet. 958 Klient:innen nutzten das vielfältige psychosoziale Beratungs- und Betreuungsangebot der Sozialberatung Hohenems. 739 hilfesuchende Menschen erhielten bei der Sozialberatung Bregenzerwald individuelle Hilfeleistungen sowie bei Bedarf psychosoziale Betreuung. 597 Jugendliche und deren Bezugspersonen nahmen das ambulante Beratungs- und Unterstützungsangebot der Jugendberatung Mühletor in Anspruch. Jahresbericht 2024 | Regionale Sozialberatung 11
„Ich brauche keine Hilfe. Ich habe alles im Griff.“ So hätte Anna* wohl vor einigen Monaten geantwortet. Denn wer sich nicht sicher und gesehen fühlt, lässt nur schwer jemanden an sich heran. Anna ist 14, lebt mit weiteren acht Personen in einer Patchworkfamilie – kaum Rückzugsmöglichkeiten, wenig Verständnis. Die Beziehung zur Mutter ist von ständigen Konflikten geprägt, körperliche Auseinandersetzungen inklusive. Ihren leiblichen Vater kennt sie nicht. Als Anna in der Schule immer häufiger fehlt und sogar während des Unterrichts einschläft, wird Unterstützung durch die ifs Nachgehende sozialpädagogische Arbeit (NASA) ermöglicht. Beim ersten Treffen sitzt Lena*, Mitarbeiterin der ifs NASA, einer verschlossenen 14-Jährigen gegenüber, die sich offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut fühlt. Ein Gespräch zu Hause hatte Anna abgelehnt. Stattdessen treffen sich die beiden in einem Lokal, das sie selbst ausgesucht hat. Redebedarf hat sie nicht – noch nicht. Doch sie hört zu, als Lena erklärt, wie die Unterstützung durch NASA aussehen kann. Und sie stimmt weiteren Treffen zu – Treffen, bei denen es gelingt, eine Beziehung auf Augenhöhe aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Ein Schritt nach dem anderen Was möglich wird, wenn Beziehung trägt Kinder-, Jugend- & Familiendienste * Name von der Redaktion geändert Jahresbericht 2024 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 12
ifs NASA ist ein unterstützendes sozialpädagogisches Angebot für Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen. Im Mittelpunkt steht die nachgehende Begleitung direkt im Lebensumfeld der jungen Menschen. Ziel ist es, gemeinsam individuelle Lösungen zu entwickeln und eine förderliche persönliche Entwicklung zu ermöglichen. Eltern werden, wenn möglich, in den Prozess mit einbezogen. 05-1755-550 nasa@ifs.at sozialen Bereich tut sich etwas: Anna lässt sich auf die Teilnahme an Jugendaktivitäten der NASA ein. Sie knüpft neue Kontakte und schließt sogar Freundschaften. Mit den Veränderungen verschwinden auch die Halluzinationen, besonders jene, die durch Stress ausgelöst werden. Rückschritte gehören dazu Dazwischen gibt es auch schlechte Tage. Manchmal macht Anna einen Schritt nach vorne, nur um dann wieder drei zurückzugehen. Doch Lena lässt sich davon nicht beirren. Sie bleibt da, verlässlich und präsent – gerade auch an jenen Tagen, an denen das Mädchen sie wegstößt. So macht Anna die wichtige Erfahrung, dass die Beziehung zu Lena – die Brücke zwischen ihnen – trägt. Auch dann, wenn es schwierig wird. Auch Eltern brauchen Hilfe Doch nicht nur Anna wird unterstützt, auch ihrer Mutter wird begleitende Unterstützung angeboten. Anfangs ist die Skepsis groß, doch mit der Zeit fasst auch sie Vertrauen zu NASA. Sie erkennt, dass die Gespräche und Unternehmungen mit einer außenstehenden Person ihrer Tochter guttun. Und sie erlebt, dass sie als Mutter gesehen und in ihrer Rolle gestärkt wird – ohne ihre Verantwortung aus der Hand zu geben. Kleine Schritte bewirken Großes Als Anna bei den weiteren Treffen beginnt, von sich zu erzählen, wird deutlich, dass sie kaum soziale Anbindung hat und ihr Freundschaften fehlen. Im Alltag ist sie oft auf sich allein gestellt, etwa wenn es ums Essen geht. Zumeist greift sie zu ungesunden Lebensmitteln – ein Grund für ihre Gewichts- und gesundheitlichen Probleme. Zudem leidet sie an Schlafproblemen und berichtet von Halluzinationen. Lena reagiert: In Absprache mit Anna organisiert sie eine medizinische Abklärung und begleitet sie zu Arztterminen. Gesunde Ernährung und Bewegung finden Schritt für Schritt Platz in ihrem Alltag. Zurück in den Alltag Auch Annas Schlafprobleme werden gemeinsam angegangen – mit Unterstützung eines Facharztes, Schlafritualen und Entspannungsübungen. Mit mehr Schlaf fällt es Anna leichter, regelmäßig zur Schule zu gehen und ihre Leistungen verbessern sich. Parallel dazu arbeitet Lena mit ihr an Strategien, Konflikte anders zu lösen. So gelingt es ihr, Gespräche mit der Mutter ruhiger zu führen und Themen anzusprechen, ohne dass die Situation eskaliert. Auch im Sigrid Hieble-Gruber Leiterin ifs Nachgehende sozialpädagogische Arbeit Jahresbericht 2024 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 13
Entwicklung fördern ifs Kinder-, Jugend- & Familiendienste Der Schutz und die Rechte von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. In belastenden Lebensphasen bieten wir bedarfsgerechte Begleitung – ambulant, nachgehend und/oder stationär. Stoßen Kinder, Jugendliche und Familien aufgrund belastender Lebensumstände an ihre Grenzen, leisten wir mit Beratung und konkreter Unterstützung Hilfe. Gemeinsam entwickeln wir Perspektiven und setzen Schritte, um wieder Halt und Orientierung zu finden. Ziel ist es, das Kindeswohl zu sichern und zu stärken. Unsere Leistungen stehen nach Zuweisung durch die öffentliche Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von ambulanter Unterstützung der Erziehung bis zu stationärer Betreuung in Wohngemeinschaften. Durch flexible Strukturen und bereichsübergreifende Zusammenarbeit schaffen wir Rahmenbedingungen für eine nachhaltige, präventive und passgenaue Unterstützung. Ihre pubertierenden Kinder bringen Sie an Ihre Grenzen? Sie haben schon vieles ausprobiert und suchen neue Impulse? Wie geht es anderen Eltern in solchen Situationen? Und was sagen die Fachleute? In der Elternakademie erhalten Eltern fachlich fundierte Informationen rund um das Thema Pubertät, Erziehung und familiäre Herausforderungen. Fachleute mit langjähriger Erfahrung zeigen Wege auf, wie Erziehungsberechtigte gut durch herausfordernde Zeiten kommen. Gleichzeitig bietet die Elternakademie Raum für Austausch mit anderen Müttern und Vätern. Veranstaltungsschwerpunkte • Schule nein danke! Wenn der Schulbesuch zum Kampf wird. • Was stärkt meine seelische Widerstandskraft? Umgang mit Überforderung und Stress • Wenn die Seele blutet. Hilfe, mein Kind verletzt sich selbst • Verstehen und Begleiten. Krisensituationen gemeinsam meistern. Dieses Veranstaltungsangebot ist für Eltern zugänglich, deren Kinder bereits durch Mitarbeiter:innen des ifs Geschäftsfeldes Kinder-, Jugend und Familiendienste begleitet werden bzw. die auf der Warteliste stehen. Weitere Informationen erhalten Sie unter elternakademie@ifs.at Elternakademie Veranstaltungstipp Jahresbericht 2024 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 14
954 Minderjährige und ihre Familien wurden im Rahmen der unterschiedlichen Angebote der Familienarbeit ambulant und nachgehend unterstützt, in ihren Erziehungskompetenzen gestärkt sowie sozialpädagogisch betreut. 135 junge Menschen konnten begleitet durch die Nachgehende sozialpädagogische Arbeit wichtige Schritte in Richtung Selbständigkeit setzen. 83 Minderjährige und ihre Familien in akuten Krisen erhielten außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendhilfe Unterstützung durch den Familienkrisendienst. 77 Jugendliche wurden in akuten Notsituationen vorübergehend stationär in der Krisenwohngruppe Kompass aufgenommen, betreut und durch gezielte Krisenintervention begleitet. 1.391 Kinder und Jugendliche erhielten bedarfsgerechte Hilfe und Betreuung – ambulant, nachgehend oder stationär. 954 135 83 77 53 44 28 17 53 jugendliche Klient:innen, die bereits in einer eigenen Wohnung leben, nutzten das Hilfsangebot des Ambulant betreuten Wohnens, um ihren Alltag eigenverantwortlich zu gestalten. 44 junge Menschen wurden durch die Flexible intensivpädagogische Betreuung dabei unterstützt, ihre sozialen Kompetenzen für ein gelingendes Zusammenleben in der Familie weiterzuentwickeln. 28 Minderjährige mit Fluchterfahrung und besonderem Unterstützungsbedarf wurden in der WG Hörbranz betreut und begleitet. 17 Jugendliche fanden in der WG Unterland eine geschützte, entwicklungsfördernde Wohnmöglichkeit und wurden in Abstimmung mit ihren Familien begleitet und unterstützt. Jahresbericht 2024 | Kinder-, Jugend- & Familiendienste 15
Manchmal beginnt es ganz leise. Ein abwertender Blick, ein scharfes Wort. Dann eine Entschuldigung, ein Versprechen. Und doch wird es schlimmer. Aus Worten werden Wunden, aus Nähe wird Kontrolle, aus Vertrauen Angst. In Österreich ist jede dritte Frau von häuslicher Gewalt betroffen. Auch in Vorarlberg sind die Zahlen hoch, die Dunkelziffer noch viel höher. Viele Betroffene schweigen. Aus Scham, Angst und Hoffnung, dass es vielleicht besser wird. Doch Gewalt hat nichts mit Liebe zu tun und lässt sich mit nichts rechtfertigen. Es ist wichtig, über Gewalt in Partnerschaften und im sozialen Umfeld zu sprechen. Sie sichtbar zu machen. Und aufzuzeigen, dass es Hilfe gibt – sowohl für Opfer, als auch für Täter:innen. Im Rahmen der österreichweit einzigartigen Initiative „Gemeinsam gegen Gewalt“ arbeiten im ifs sieben Fachbereiche des Opferschutzes und der Täter:innenarbeit eng zusammen. Hand in Hand verfolgen sie das Ziel, Gewalt nachhaltig zu verhindern. Schutz bieten, Sicherheit schaffen Häusliche Gewalt passiert meist im Verborgenen – hinter verschlossenen Türen, im eigenen Zuhause. Einem Ort, der eigentlich Sicherheit und Geborgenheit geben sollte. „Aber Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatsache, sondern strafbar“, betont Angelika Wehinger, Leiterin des Gewaltschutzzentrums Vorarlberg. Umfassende Unterstützung finden Menschen, die von Gewalt betroffen sind, im ifs. Das Gewaltschutzzentrum berät Gemeinsam gegen Gewalt Wie Betroffene geschützt und Täter:innen in die Verantwortung genommen werden. Fachberatung Jahresbericht 2024 | Fachberatung 16
An einem Strang „Im Sinne unserer Klient:innen ist es wichtig, dass wir alle an einem Strang ziehen“, erklärt Wehinger. Deshalb werden im ifs bewusst Brücken zwischen den Fachbereichen gebaut – durch interdisziplinären Austausch und enge Zusammenarbeit. „So entsteht ein umfassendes Verständnis für die Dynamik von häuslicher Gewalt. Ein Verständnis, das die Sichtweise der Betroffenen, der Täter:innen und auch der direkt oder indirekt mitbetroffenen Kinder einbezieht“, ergänzt Enzinger. Auch in der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit ist das Miteinander von großer Bedeutung. Gemeinsam fällt es leichter, die Gesellschaft für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. und begleitet Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking. In akuten Situationen bietet die ifs FrauennotWohnung einen sicheren Ort auf Zeit. Die ifs Frauenberatungsstelle richtet sich an Frauen und Mädchen, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Und auch Kinder erhalten im ifs Kinderschutz eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Unterstützung. Ergänzt wird das Angebot durch das Gewaltpräventionsprojekt StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt. Täter:innenarbeit als Teil der Lösung Doch Schutz alleine reicht nicht aus. Sicherheit entsteht erst dann, wenn Gewalt aufhört. Und das erfordert eine Veränderung auf Seiten der Gefährder:innen. „Nur die Täter:innen selbst können Gewalt auch wirklich beenden“, weiß Mario Enzinger, Leiter der ifs Gewaltberatung und der ifs Beratungsstelle für Gewaltprävention. „Es ist wichtig, dass die gewaltausübende Person die Verantwortung für ihre Taten übernimmt und erkennt, dass es ihre Entscheidung ist, gewalttätig zu werden oder andere Strategien anzuwenden. Unsere Arbeit ist erfolgreich, wenn Klient:innen gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten als sinnvoll begreifen und bereit sind, sie für sich in Anspruch zu nehmen.“ Angelika Wehinger Leiterin Gewaltschutzzentrum Vorarlberg und ifs Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt Mario Enzinger Leiter ifs Gewaltberatung und ifs Beratungsstelle für Gewaltprävention Gewaltschutzzentrum Vorarlberg Beratung und Unterstützung für Menschen, die von häuslicher Gewalt und/oder Stalking betroffen sind 05-1755-535 office.vorarlberg@ gewaltschutzzentrum.at ifs FrauennotWohnung Schutz und Zuflucht für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder 05-1755-577 (rund um die Uhr) frauennotwohnung@ifs.at ifs Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt Beratung und Hilfe für Frauen und Mädchen, die von sexueller Gewalt betroffen sind 05-1755-536 frauenberatungsstelle@ifs.at ifs Gemeinsam gegen Gewalt Jahresbericht 2024 | Fachberatung 17
ifs Kinderschutz Beratung und Hilfe für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen 05-1755-505 kinderschutz@ifs.at ifs Gewaltberatung Beratung für gewalttätige bzw. gewaltbereite Menschen und deren Umfeld 05-1755-515 gewaltberatung@ifs.at ifs Beratungsstelle für Gewaltprävention Verpflichtende Beratung für Personen, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde 05-1755-517 gewaltpraevention@ifs.at StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt Gewaltpräventionsprojekt mit dem Ziel, ein Bewusstsein für das Thema häusliche Gewalt zu schaffen und Menschen zu ermutigen, bei Gewalt nicht wegzuschauen, sondern zu handeln 05-1755-534 stopvorarlberg@ifs.at Ein starkes Zusammenspiel Besonders eng ist die Kooperation zwischen dem Gewaltschutzzentrum, der Beratungsstelle für Gewaltprävention und der Gewaltberatung. Ziel ist es, Eskalationen frühzeitig zu erkennen und möglichst zu verhindern. „Damit das gelingt, braucht es eine enge Abstimmung, die stets im Einverständnis beider Seiten – der gewaltausübenden und der gefährdeten Person – erfolgt“, erläutert Enzinger. Grundlage ist dabei ein faktenbasierter, opferschutzorientierter Ansatz. „Gemeinsam schätzen wir – wenn möglich – das Risiko ein, analysieren Gefährdungslagen und stimmen notwendige Maßnahmen ab. So entsteht ein möglichst klares Bild über die tatsächlichen Gewaltverhältnisse“, ergänzt Wehinger. Und weil beide Seiten in den Beratungsprozess eingebunden sind, kann auch rasch auf Veränderungen reagiert werden, etwa wenn sich die Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei den Klient:innen ändert. Am Ende zählt eines: Gewalt kann verhindert werden – wenn wir gemeinsam und als Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Zukunft gestalten ifs Fachberatung Im Zentrum unserer Arbeit steht die Unterstützung von Menschen in persönlichen Krisen und belastenden Lebensphasen. Wir begleiten einfühlsam und entwickeln gemeinsam mit den Hilfesuchenden Lösungen, die langfristig entlasten und stärken. Unser breitgefächertes Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Paare und Familien. Von Beratung über Behandlung bis hin zu Psychotherapie – die Form der Unterstützung variiert je nach Themenschwerpunkt der jeweiligen Fachbereiche: • Verhaltensauffälligkeiten und psychische Belastungen im Kindes- und Jugendalter • Erziehungs- und Paarprobleme, Trennung/Scheidung • Schulden und Finanzbildung • (Drohender) Wohnungsverlust • Gewalt und Gewaltprävention • Psychische Probleme Unsere offene, wertefreie Haltung hilft Betroffenen dabei, ihre Probleme zu reflektieren und ihre eigenen Stärken wiederzuentdecken. Auf diesem Weg eröffnen sich neue Perspektiven, die Selbstwirksamkeit wird gestärkt und die Rückkehr zu einem selbstbestimmten Handeln wird möglich. So entsteht die Grundlage dafür, die eigene Zukunft aktiv und zuversichtlich zu gestalten. Jahresbericht 2024 | Fachberatung 18
3.281 Klient:innen erarbeiteten mit Unterstützung der Schuldenberatung tragfähige Lösungen für eine geregelte finanzielle Zukunft. 2.762 Menschen fanden in der Familienberatung Unterstützung beim Überwinden persönlicher Krisen und familiärer Konflikte. 2.695 Patient:innen erhielten im Rahmen von Psychotherapie Vorarlberg professionelle Hilfe zur Behandlung psychischer Erkrankungen und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. 1.277 Kinder und Jugendliche wurden von der Kinder- und Jugendberatung psychologisch und therapeutisch unterstützt, ihre Eltern durch begleitende Beratung gestärkt. 1.110 Betroffene von häuslicher Gewalt und Stalking erhielten im Gewaltschutzzentrum professionelle Hilfe, Beratung und Unterstützung. 548 Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrung erhielten mit ihren Bezugspersonen im Kinderschutz einfühlsame Hilfe und Unterstützung. 540 Personen, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde, nahmen an der verpflichtenden Beratung durch die Beratungsstelle für Gewaltprävention teil. 538 Opfer von Gewalt fanden in der Prozessbegleitung entlastende Unterstützung. 490 gewalttätige bzw. -bereite Menschen entwickelten mit Unterstützung der Gewaltberatung alternative, gewaltfreie Verhaltensweisen. 132 gewaltbetroffene Frauen fanden mit ihren Kindern in der FrauennotWohnung Schutz und Zuflucht. 116 von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen nutzten das Unterstützungsangebot der Frauenberatungsstelle. 90 wohnungslose Menschen fanden in den Krisenwohnungen eine temporäre Wohnmöglichkeit sowie niederschwellige Hilfe. 13.579 Menschen bewältigten mit professioneller Hilfe persönliche Krisen und Herausforderungen und entwickelten neue Zukunftsperspektiven. 3.281 2.762 2.695 1.277 1.110 548 540 538 490 132 116 90 Jahresbericht 2024 | Fachberatung 19
„Ich möchte einen echten Job und mein eigenes Geld verdienen!“ Mit diesem Wunsch blickte Jonas in seinem letzten Schuljahr motiviert in die Zukunft. Was für viele Jugendliche in seinem Alter ganz selbstverständlich ist, bedeutete für ihn aber eine echte Herausforderung. Denn Jonas hat Trisomie 21. Arbeit ist weit mehr als nur Geld verdienen. Sie gibt dem Alltag Struktur, bringt soziale Kontakte, stärkt das Selbstwertgefühl – und sie ermöglicht Selbstbestimmung. Deshalb ist berufliche Teilhabe ein wichtiger Schlüssel zu einem Leben mitten in der Gesellschaft. Denn wer arbeitet, ist sichtbar – und wer sichtbar ist, verändert etwas. Vor allem das Bild von Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Zukunft beginnt mit einer Idee Mit Planung, Mut und einem starken Netzwerk zum passenden Arbeitsplatz Inklusion & Selbstbestimmung Jahresbericht 2024 | Inklusion & Selbstbestimmung 20
ifs Spagat begleitet Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf bei der beruflichen Integration. Durch individuelle Beratung, Mentoring und enge Zusammenarbeit mit Betrieben entstehen maßgeschneiderte, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. 05-1755-560 spagat@ifs.at trächtigungen und der Arbeitswelt. Wenn das Schnuppern für beide Seiten positiv verläuft, wird gemeinsam ein Arbeitsplatz gestaltet, der zu den Möglichkeiten des Betriebs und der Person passt – mit klaren Aufgaben, einem realistischen Pensum und gut abgestimmten Rahmenbedingungen. Auch die Betriebe werden begleitet und für die Chancen inklusiver Beschäftigung sensibilisiert. Halt geben im neuen Alltag Ein wichtiger Baustein ist das Mentor:innenprinzip. Für jede:n SpagatTeilnehmer:in wird eine betriebsinterne Ansprechperson gesucht, die im Arbeitsalltag zur Seite steht. „Viele erleben diese Rolle nicht nur als Aufgabe, sondern als persönliche Bereicherung“, berichtet Capelli. Und auch nach dem Start bleibt Spagat unterstützend an der Seite – mit individuellem Jobcoaching, das stärkt und Entwicklung ermöglicht. Jonas hat seinen Platz gefunden Zurück zu Jonas: Er konnte in mehreren Betrieben schnuppern – unter anderem in einer Gärtnerei. Dort überzeugte er mit seiner Freundlichkeit, seiner Zuverlässigkeit und seinem Einsatz. Heute arbeitet er fix zwei Tage pro Woche im Verkauf und hilft bei Aufräumarbeiten. Eine Mitarbeiterin begleitet ihn als Mentorin direkt am Arbeitsplatz – bei Fragen, neuen Aufgaben oder einfach zur Orientierung im Alltag. Ein echter Job eben. Genau so, wie Jonas es sich gewünscht hat. Träumen erwünscht „Wir begleiten Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf auf ihrem Weg in die Arbeitswelt“, erklärt Barbara Capelli, Leiterin des ifs Spagat. Das Ziel ist klar: reguläre, sozialversicherungspflichtige Dienstverhältnisse am ersten Arbeitsmarkt. Der Weg dorthin beginnt mit der „Persönliche Zukunftsplanung“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wünsche, Interessen und Träume der Klient:innen – denn genau darin liegen wertvolle Potenziale. „Unsere Aufgabe ist es, diese Träume ernst zu nehmen und gemeinsam mit den Klient:innen eine Vision für die Zukunft zu entwickeln“, erzählt Capelli. Aus dieser Vision entsteht ein konkretes Ziel und ein persönlicher Unterstützungskreis wird aufgebaut – ein Netzwerk aus Familie, Freund:innen und vertrauten Personen. Die Richtung gibt die Hauptperson vor, ihr Umfeld begleitet – mit geteilter Verantwortung und gemeinsamen Erfolgen. Ankommen in der Arbeitswelt Dann wird es praktisch. Spagat unterstützt bei der Arbeitsplatzsuche, organisiert Schnupperpraktika, hilft dabei, Fähigkeiten sichtbar zu machen und baut so eine Brücke zwischen Menschen mit Beein- Barbara Capelli Leiterin ifs Spagat Jahresbericht 2024 | Inklusion & Selbstbestimmung 21
Miteinander für mehr Teilhabe ifs Inklusion & Selbstbestimmung Wohin können sich junge Menschen mit Beeinträchtigungen wenden, wenn es um berufliche Orientierung und realistische Perspektiven geht? An die ifs Diagnostik, allerdings nur dann, wenn ein erhöhter sonderpädagogischer Förderbedarf vorliegt. Wir bieten individuelle Abklärungen für Menschen mit kognitiver oder Mehrfachbeeinträchtigung. Ziel ist es, basierend auf dem persönlichen Leistungsspektrum und der bisherigen Entwicklung Orientierung zu geben und berufliche Möglichkeiten aufzuzeigen. Wie läuft eine diagnostische Abklärung ab? Wir nutzen standardisierte testpsychologische Verfahren und ergänzen diese durch bereits vorliegende Unterlagen, wie ärztliche und therapeutische Gutachten, Schulzeugnisse oder frühere Abklärungen. Im Zentrum steht die systematische Erfassung individueller Stärken, Interessen und Potenziale – auch mit Blick auf bisher ungenutzte Ressourcen. Die Ergebnisse werden verständlich aufbereitet und in einem persönlichen Gespräch gemeinsam besprochen. Betreuende Personen können auf Wunsch einbezogen werden. Am Ende steht ein klares Bild, das als Grundlage für weitere Schritte dient. Was heißt das konkret? Wir klären z. B. ab, welche Ausbildungsform und welches Niveau am besten zu den individuellen Fähigkeiten und zur bisherigen Schullaufbahn passen – etwa Anlehre, Spagat-Arbeitsplatz oder Werkstätte. So lässt sich vermeiden, dass es beim Einstieg ins Berufsleben oder einem Arbeitsplatzwechsel zu einer Über- oder Unterforderung kommt. Gemeinsam mit der betroffenen Person, Mentor:in und Integrationsberater:in besprechen wir, was machbar ist, welche Chancen bestehen und wo es Grenzen gibt. Die Ergebnisse der Diagnostik helfen dabei, persönliche Fähigkeiten und Anforderungen des (zukünftigen) Arbeitsplatzes möglichst gut aufeinander abzustimmen. Der Mensch mit seinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten steht im Zentrum unserer Arbeit. In zahlreichen Lebensbereichen bieten wir Menschen mit Beeinträchtigungen Beratung und Unterstützung – stets auf Augenhöhe und orientiert an ihren Lebensrealitäten. Unsere Arbeit basiert auf den Grundwerten Inklusion, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Ziel unserer Beratung ist es, Menschen darin zu bestärken, ihr Leben eigenständig und nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Die Unterstützung erfolgt dabei stets bedarfsorientiert. Gemeinsam mit den Klient:innen entwickeln wir individuelle Lösungen, begleiten sie auf ihrem Weg und übernehmen auf Wunsch auch die Vertretung ihrer Anliegen. Schwerpunkte unserer Arbeit sind unter anderem: • Diagnostik • Selbständiges und selbstbestimmtes Wohnen und Leben • Teilhabe und Integration am allgemeinen Arbeitsmarkt • Unterstützung bei Alltagsfragen sowie lebenspraktische Begleitung • Vertretung im Sinne der Selbstbestimmung, der Menschenrechte und Menschenwürde Unser Ziel ist es, Wege zu ebnen, wo bislang Hindernisse waren – hin zu einer inklusiven, chancengerechten Gesellschaft, die Vielfalt, Gleichberechtigung und Wertschätzung lebt. Drei Fragen an Margot Küng Leiterin ifs Diagnostik Jahresbericht 2024 | Inklusion & Selbstbestimmung 22
2.603 Personen wurden gemäß dem Erwachsenenschutzgesetz rechtlich vertreten und fachlich beraten (Erwachsenenvertretung-Classic, Registrierung von Erwachsenenvertretungen und Vorsorgevollmachten, Clearings, Beratungen). 1.326 Patient:innen wurden im Rahmen des Unterbringungsverfahrens von der Patientenanwaltschaft rechtlich vertreten bzw. – sofern nicht untergebracht – beraten. 1.181 Menschen erhielten bei Maßnahmen zur Einschränkung ihrer Freiheit Vertretung und Unterstützung durch die Bewohnervertretung. 888 Klient:innen mit physischer oder kognitiver Beeinträchtigung bzw. chronischer Erkrankung nahmen das Beratungsangebot der Sozialen Integration in Anspruch. 411 Personen erhielten beim Menschengerechten Bauen Beratung bezüglich der barrierefreien Gestaltung ihres Wohnraums. 374 Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf wurden durch Spagat individuell bei der Integration in den regulären Arbeitsmarkt begleitet. 349 Klient:innen erhielten mithilfe klinisch-psychologischer Diagnostik individuelle Orientierungs- und Entscheidungshilfen. 155 Menschen wurden durch Fundament gezielt auf ein Wohnen und Leben in Selbständigkeit vorbereitet und bei der Realisierung begleitet. 28 Personen mit anhaltend schweren psychischen Beeinträchtigungen nahmen das individuelle Hilfsangebot der Sozialpsychiatrischen Intensivbetreuung Vorarlberg in Anspruch. 27 Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf erhielten die Möglichkeit, eine auf sie abgestimmte integrative Arbeitsstruktur umzusetzen. 7 Klient:innen mit komplexen Autismus-Spektrum-Störungen oder frühkindlichen Entwicklungsstörungen wurden von SIB Tirol betreut. 6 Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen und herausfordernden Verhaltensweisen erhielten gezielte Unterstützung durch die Fokussierte Einzelbetreuung. 7.355 Menschen erhielten Unterstützung, um ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und selbstverständlicher Teil der Gesellschaft zu sein. 2.603 1.326 1.181 888 411 374 349 155 28 27 7 6 Jahresbericht 2024 | Inklusion & Selbstbestimmung 23
Ausblick Weiterdenken, weiterentwickeln, weiterhelfen Gesellschaftlicher Wandel, politische Entwicklungen und die sich verändernden Lebensrealitäten von Klient:innen fordern stetige Weiterentwicklungen – fachlich wie strukturell. Das ifs reagiert auf neue Herausforderungen, indem bestehende Angebote laufend geprüft und bei Bedarf angepasst werden. Erkenntnisse aus Praxis und Forschung, Rückmeldungen aus der Beratung und innovative Ansätze fließen in die Gestaltung zukunftsfähiger Angebote ein, die auch morgen noch passgenaue Hilfe bieten. Zeitnahe Behandlung von Kindern und Jugendlichen Mit Jänner 2025 startete beim ifs ein Pilotprojekt, das Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen einen besseren Zugang zu Unterstützung ermöglichen soll. Es ist Teil des gemeinsamen Ausbaus der psychotherapeutischen und psychologischen Versorgung durch das Land Vorarlberg und die ÖGK. Ziel ist es, die Berufsgruppe der klinischen Psycholog:innen verstärkt einzubinden und damit das bestehende Angebot nachhaltig zu erweitern. So können voraussichtlich rund 200 zusätzliche Behandlungsplätze geschaffen werden, damit junge Menschen zeitnah und ohne lange Wartezeiten fachliche Hilfe erhalten. Der Zugang wird bewusst niederschwellig gestaltet: Spätestens beim zweiten Kontakt mit dem ifs sollen Betroffene an der passenden Stelle ankommen. Verstärkte Zusammenarbeit Die ifs Fokussierte Einzelbetreuung bietet Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und herausfordernden Verhaltensweisen gezielte Unterstützung im Einzel- und Kleingruppensetting. Ergänzend dazu sind künftig ambulante Maßnahmen geplant, um noch passendere Hilfestellungen im Alltag zu ermöglichen. Gleichzeitig wird die Zusammenarbeit mit der ifs Sozialpsychiatrischen Intensivbetreuung verstärkt. Ziel ist es, das fachliche Know-how zu bündeln, Synergien zu nutzen und im Sinne der Klient:innen wirksame Unterstützungsstrukturen zu schaffen. Jahresbericht 2024 | Ausblick 24
Das Leben ändert sich – und wir entwickeln uns mit, um auch morgen noch passgenaue Hilfe anbieten zu können. Früh ansetzen – niederschwellig helfen Niederschwellige Unterstützung ist ein zentraler Bestandteil der psychosozialen Arbeit – besonders in Zeiten, in denen sich Wartezeiten vielerorts verlängern und Zugänge erschwert werden. Die ifs Regionale Sozialberatung bietet Menschen in Krisensituationen oder mit existenziellen Sorgen rasch und unbürokratisch Hilfe – ohne Hürden, ohne vorherige Diagnosen. Oft lässt sich bereits mit wenig Aufwand und gezielten Impulsen vieles bewirken. Wir entwickeln unser Angebot der Regionalen Sozialberatung kontinuierlich weiter. Ziel ist es, Menschen frühzeitig zu entlasten, Grundbedürfnisse zu sichern, Ressourcen zu stärken und bei Bedarf passgenau weiterzuvermitteln – um das Fortschreiten und die Verfestigung von Problemen zu verhindern, ein eigenständiges Leben zu ermöglichen und Folgekosten zu vermeiden. Neubau des Frauenhauses startet Mit dem 2024 gefassten Beschluss des Kuratoriums des Vorarlberger Sozialfonds wurde der Weg für den Bau eines neuen Frauenhauses geebnet. Nun beginnt die konkrete Umsetzung. Das Haus wird mehr Schutzplätze bieten, in kleinere Wohneinheiten gegliedert sein und so mehr Privatsphäre ermöglichen. Mit dem Konzept „sichtbar aber sicher“ wird ein neuer Weg im Schutz für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder beschritten. Der Einzug ist für Ende 2026 geplant. Neue Wege in der Psychotherapie Ab 2025 wird im ifs ein modellhaftes Online-Angebot erprobt, das als ergänzender Baustein in bestehende psychotherapeutische Strukturen integriert wird. Die Möglichkeit einer videobasierten Therapie richtet sich besonders an Menschen, die aus geografischen, gesundheitlichen oder familiären Gründen nur schwer vor Ort Unterstützung in Anspruch nehmen können. Voraussetzung für eine OnlineBehandlung ist eine sorgfältige fachliche Einschätzung – sowohl der Symptomatik als auch der technischen und persönlichen Rahmenbedingungen. Geplant ist eine sogenannte „blended version“: Online-Einheiten werden durch persönliche Gespräche ergänzt, um Beziehung und therapeutischen Prozess nachhaltig zu sichern. Jahresbericht 2024 | Ausblick 25
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