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3 Der Verein | Vorwort Unterstützung schafft Freiheit Vorwort der Vereinsobfrau M. war ein junger Mann mit kognitiver Beeinträchtigung, der in einem betreuten Wohnsetting lebte und Sozialhilfe bezog. Auch seine Mutter war auf Sozialhilfe angewiesen. Immer wieder bat sie ihn um Geld – und er gab es ihr. Aus Angst, sie zu enttäuschen, traute er sich nicht, Nein zu sagen. Dann bekam er eine Erwachsenenvertreterin zur Seite gestellt. Anfangs war die Skepsis groß. M. fühlte sich kontrolliert, in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Doch schon bald zeigte sich, dass die Erwachsenenvertreterin genau das tat, was er selbst nicht konnte: Nein sagen. Sie übernahm die Kommunikation mit der Mutter. Freundlich, aber bestimmt. Und so erlebte M. zum ersten Mal, wie entlastend es sein kann, wenn jemand an seiner Seite Grenzen setzt und damit seine Selbstbestimmung stärkt und sein Geld schützt. Ein Spiegel unserer Zeit Grenzen zu setzen und auch zu akzeptieren fällt heute vielen Menschen schwer. Geduld, Einsicht und die Fähigkeit, ein Nein anzunehmen, sind Werte, die im gesellschaftlichen Miteinander zunehmend in den Hin- tergrund treten. Das ist kein individuelles Versagen, sondern ein Zeichen der Zeit. Das Nein-Sagen und das Setzen von Grenzen zählen zu den Aufgaben der Erwachsenenvertreter:innen. Nicht immer schätzen Klient:innen diese Unterstützung. Sie fühlen sich bevormundet, glauben, man wolle ihnen etwas wegnehmen. Doch es geht nicht um Kontrolle und Misstrauen gegenüber den Klient:innen, sondern um Selbstbestimmung, Schutz und das Recht auf ein möglichst eigenständiges Leben. Engagement mit Haltung Die Mitarbeiter:innen des Vereins ifs Erwachsenenvertretung, Patientenanwaltschaft und Bewohnervertretung brauchen viel Feingefühl und Klarheit – und müssen es mitunter aushalten, missverstanden zu werden. Aber ihre Arbeit, ihr Einsatz für den Schutz, die Freiheit und die Würde der Klient:innen ist äußerst wichtig. Wir als Gesellschaft brauchen Menschen, die den Mut haben, für andere einzustehen, und die Geduld, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Ein Dank In diesem Sinne möchte ich allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen der ifs Erwachsenenvertretung, Patientenanwaltschaft und Bewohnervertretung meinen herzlichen Dank aussprechen. Mit ihrem persönlichen Engagement für den Schutz, die Freiheit und die Würde der Menschen leisten sie einen bedeutenden Beitrag zu einer gerechteren Gesellschaft. Zudem gilt mein Dank unseren Auftraggeber:innen, dem Bundesministerium für Justiz, dem Land Vorarlberg und dem Vorarlberger Sozialfonds. Ihre Unterstützung bildet die Grundlage, dass wir uns mit voller Kraft für die Anliegen der Klient:innen einsetzen können. Ebenso danke ich unseren Kooperationspartner:innen, den Gerichten, dem Landeskrankenhaus Rankweil, den Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen und Einrichtungen zur Pflege und Erziehung von Minderjährigen, für die stets respektvolle Zusammenarbeit. ○ Mag.Dr. Martina Gasser, MBA Obfrau des Vereins ifs Erwachsenenvertretung, Patientenanwaltschaft und Bewohnervertretung

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