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wie 4 DER FREMDE schwankt zwischen dem Auserwählten, der vor- ahnend Glück bringt, und dem Ausgestoßenen, der nicht zugehörig ist. In der Wahrnehmung der Gastgesellschaft ist der Fremde hin und her geworfen zwischen einem Stand der Gnade und der Gnadenlosigkeit. Fremd sein bedeutet in vielen Kulturen und über mehrere Epochen hinweg, mit Gastfreundschaft bedacht zu werden, aber doch nur im Status als Gast existieren und am Gemein- wesen nicht teilhaben zu dürfen. Die Flüchtlinge, die an den Grenzen bewacht werden wie Aussätzige, hungernd campieren, notdürftig versorgt werden, sind unerwünschte Fremde. Die Fremden auf Lesbos, Kos, in Maze- donien sind die neuen Wilden, die Barbaren des 21. Jahrhunderts, die vor Krieg und Verfolgung auf der Flucht sind. Ihre Gegenwart verletzt und verstört uns und appelliert an die Gastlichkeit der reichen europäischen Länder, die sich verpflichtet haben, Schutz und politisches Asyl zu gewähren. Der Philosoph Jaques Derrida beschreibt dies als Irritation in Ergän- zung zu unserer Müdigkeits- und Überflussgesell- schaft. 1 Es sind die, die unsere Gemütlichkeit, unseren Wunsch behaust zu sein in Frage stellen, da sie selbst unbehaust sind. Das rastlose Selbstmanagement der Ich-AGs duldet Der / Die / Das Fremde Über die real-geschichtlichen Zusammenhänge und die Entwicklung innerer Bilder – der Versuch einer Darstellung „Fremd sein bedeutet in vielen Kulturen und über mehrere Epochen hinweg, mit Gastfreundschaft bedacht zu werden, aber doch nur im Status als Gast existieren und am Gemeinwesen nicht teil- haben zu dürfen.“

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