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34 kurz & bündig Wer schlägt, der geht Durch das Bundesge- setz zum Schutz vor Gewalt in der Familie können Polizei und Gericht gewalttä- tige Personen aus der Wohnung wei- sen und ihnen die Rückkehr sowie die Kontaktaufnahme verbieten – ganz nach demMotto „Wer schlägt, der geht.“ 2017 war die Gewalt- schutzstelle beratend in 302 Fälle invol- viert, in denen eine Wegweisung bzw. ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde. Die ifs Gewaltschutzstelle ist eine gesetzlich anerkannte Opferschutz- einrichtung. Wer von Gewalt in der Familie betroffen ist und in Angst und Unsicherheit lebt, findet hier Hilfe. Im vergangenen Jahr haben die Bera- terinnen insgesamt 710 Klientinnen und Klienten informiert, beraten und begleitet – dies belegt der kürzlich veröffentlichet Tätigkeitsbericht 2017. Zudem wurden 723 persönliche sowie 1.912 telefonische Beratungen durch- geführt. Der ausführliche Tätigkeits- bericht ist unter www.ifs.at/gewalt- schutzstelle zu finden. ○ Gemeinsam für den Kinderschutz Effektiver Kinderschutz gelingt nur im funktionierenden Zusammenspiel aller Beteiligten. Eine gute Vernetzung aller involvierten Institutionen und Behör- den ist unerlässlich. Aus diesem Grund organisierte das ifs eine Fachtagung zum Thema „Herausforderungen in Kinderschutz und Prozessbegleitung“. In deren Rahmen durften Landesrätin Katharina Wiesflecker und Jutta Lutz- Diem, Leiterin des ifs Kinderschutz, über 120 Personen aus unterschied- lichsten Bereichen begrüßen. „Kinder haben das Recht darauf, ohne Gewalt aufzuwachsen. Gewalt in der Familie kann und darf niemals toleriert werden“, erklärte Landesrätin Wiesfle- cker in ihrer Begrüßung und betonte, dass es dem Land Vorarlberg ein beson- ders Anliegen ist, betroffenen Kindern die bestmögliche Hilfe und Unterstüt- zung zukommen zu lassen. Der ifs Kinderschutz ist Teil des umfas- senden Systems „Kinderschutz Vorarl­ berg“ und Anlaufstelle für alle, die direkt oder indirekt von Gewalt und Missbrauch betroffen sind. „In der täg- lichen Arbeit ist es im Sinne der betrof- fenen Kinder unumgänglich, dass sich die am Unterstützungsprozess Betei- ligten persönlich kennen und fachlich auf einem gemeinsamen und aktuellen Stand sind“, erläuterte Jutta Lutz-Diem ihre Intentionen, diese Fachtagung zu organisieren. Neben Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe, nahmen Vertreter der Exekutive, Fachleute psychosozialer Institutionen sowie zahlreiche weitere Interessierte an der Fachtagung teil. Vertreten waren Fach- leute aus Deutschland, Liechtenstein und Österreich. ○ Willkommen statt abgehängt 18 – ein magisches Alter für viele Jugendliche. Vor allem dann, wenn den jungen Erwachsenen auch nach der Volljährigkeit ein tragfähiges famili- äres Netz zur Verfügung steht. Kinder, die nicht in ihrer Familie aufwachsen können, werden von der Kinder- und Jugendhilfe unterstützt und begleitet. Die Finanzierung der Betreuung endet jedoch mit der Volljährigkeit, verlän- gert wird in Ausnahmefällen bis zum 21. Lebensjahr. Das Projekt „Welcome to life“ setzt sich österreichweit für Chan- cengerechtigkeit für Jugendliche nach dem Ende der Kinder- und Jugendhilfe- Maßnahme – sogenannte Careleaver – ein. „Ob Sorge mit 18 enden darf?“ war dann auch die zentrale Frage, die auf einer kürzlich im Vorarlberger Kinder- dorf stattgefundenen Fachtagung aus verschiedenen Perspektiven diskutiert wurde. Laut Raphaela Kohout vom Institut für Jugendforschung Wien, seien junge Leute heute mehr denn je unter Druck, den hohen Erwartungen der Erfolgs- gesellschaft gerecht zu werden, was Jugendliche aus sozial benachteiligten Milieus ganz besonders treffe. „Ihr Hauptproblem ist es, im Arbeits-, Aus- bildungs- und Wohnungsmarkt wirk- lich Fuß zu fassen“, so Kohout. Careleaver, die keine Eltern haben, die sie in der Erwachsenenwelt willkom- men heißen, sind ganz besonders auf Rückhalt angewiesen, um gut auf eige- nen Beinen stehen zu können. Erwin Kovacevic, Leiter der über Spenden finanzierten Ehemaligenbetreuung des Vorarlberger Kinderdorfs, weiß um die Bedeutung dieser fachlichen und emotionalen Unterstützung nach einer Fremdunterbringung: „Da geht es um konkrete Hilfe bei Anträgen oder Umzug, um ein offenes Ohr, wenn die Beziehung in die Brüche geht, oder ein- fach darum, nicht ganz allein zu sein“. Mit dem Projekt „Welcome to life“ zie- hen ifs und Vorarlberger Kinderdorf in einer wertvollen Kooperation an einem Strang. Über das vom Fonds Gesundes Österreich finanzierte Pilotprojekt können junge Menschen auch dann noch begleitet werden, wenn die Jugendhilfe beendet werden muss. Denn gerade Careleaver würden „viel Unterstützung statt Vorurteile“ brauchen. „Careleaver haben keinen Rückhalt und kein Sicherheitsnetz, aber ein starkes Sicherheitsdenken“, berichtet Sabine Burtscher, Leiterin des „Welcome to life“-Projekts Vorarlberg. „Sie sind von A bis Z benachteiligt und es darf nicht sein, dass sie als Bittstel- ler vor die Behörden treten müssen.“ Eigentlich wolle sie nur „wie ein ganz normaler Mensch ins Erwachsenen- leben starten können“, so die Aussage einer betroffenen jungen Frau – eben willkommen sein und nicht abhängt. ○ Art Frutz – Das blaue Zebra vom Flözerweg Die Wohnsiedlung am „Flözerweg“ ist eine der größten und am dichtesten besiedelten Rankweils. Die meist kin- derreichen Familien sind gefordert, auf

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