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3 Frühling 2019 Zusammen ist man weniger allein Für eine lebenswerte und zukunftsfähige Gesellschaft Dr. Martina Gasser ifs Geschäftsführerin martina.gasser@ifs.at wusstsein zu vermitteln und ihre Mitgestaltungs- möglichkeiten zu verbessern. In diesem Zusammenhang sind wir alle gefordert, über den Tellerrand zu blicken und den Versuch zu unternehmen, unsere Mitmenschen (besser) zu verstehen. Wir werden immer wieder Personen begegnen, die nicht in unser eigenes Konstrukt der Welt hineinzupassen scheinen, doch wenn man sich die Zeit nimmt, in deren Welt einzutauchen, wenn man versucht, deren Welt zu verstehen, so kann gegenseitige Wertschätzung entstehen. Ich persönlich möchte wissen, wie es den Men- schen geht. Gerade in meiner Funktion als Geschäftsführerin eines sozialen Unternehmens ist das für mich von besonderer Bedeutung. Denn es wäre völlig sinnlos, weit weg von der sozialarbei- terischen Basis auf der Managementebene Hilfs- angebote zu konstruieren, die an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbeigehen. Nur wenn wir im ifs wissen, was die Menschen, die zu uns kommen, bewegt, ist es uns möglich, diese zu unterstützen, diesen passgenaue und effektive Hilfe anzubieten. Meines Erachtens ist die Zivilgesellschaft in der heutigen Zeit wieder mehr gefordert. Nicht nur die institutionelle, sondern auch die Nachbarschafts- hilfe, das gegenseitige Helfen. Ich bin beispiels- weise der Meinung, dass es nicht gut und auch nicht notwendig ist, neben jeden einsamen Men- schen einen professionellen Sozialarbeiter zu set- zen. Nein, wir müssen uns wieder verstärkt gegen- seitig unterstützen, gemeinsam handeln, denn wie bereits der Titel eines Buches von Anna Gavalda sagte: Zusammen ist man weniger allein. ○ Laufen wir Gefahr, zukünftig in einer gespaltenen Gesellschaft zu leben? Leider scheint derzeit vieles darauf hinzudeuten. Unsere Gesellschaft driftet auseinander. Globalisierung, Digitalisierung, zunehmende Ungleichheit sowie der Aufstieg von Populisten und damit zusammenhängend auch die Krise der liberalen Demokratie stellen eine Bedrohung des gesellschaftlichen Zusam- menhalts dar und somit wächst das Gefühl, nicht zusammenzugehören. Doch sozialer Zusammenhalt macht eine Gesell- schaft lebenswert und auch zukunftsfähig. Der Zusammenhalt der Generationen, verschiedener Ethnien und Bevölkerungsgruppen ist ein zen- traler Faktor für die Lebensqualität in einer Gesell- schaft. Aber Zusammenhalt und Gemeinschafts- gefühl entstehen nicht von alleine. Es gilt, einen wertschätzenden Umgang mit Vielfalt zu pflegen, den Menschen ein gestärktes Verantwortungsbe-

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