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Die 50 Jahre umfassende Geschichte des IfS zu erzählen, ist ein schwieriges Unterfangen. 32 Seiten reichen nicht aus, um all der Arbeit, dem Engagement und dem Herzblut derer, die das IfS zu dem gemacht haben, was es heute ist, entsprechenden Platz zu geben. Seit vielen Jahren darf ich das IfS nun schon begleiten, durfte zahlreiche Ent- wicklungen mitgestalten und immer wieder miterleben, wie engagierte Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter soziale Herausforderungen erkennen und diese zumeistern versuchen – immer mit dem Ziel vor Augen, für Menschen in Not da zu sein. In all den Jahren sah ich mich immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob soziale Arbeit, wie sie das IfS leistet, lediglich Kosten verursacht oder nicht doch eine Investition in unsere Zukunft darstellt. Die Antwort auf diese Frage ist für uns von zentraler Bedeutung, recht- fertigt sie zu einem gewissen Maße doch all unsere Tätigkeiten. Und ich glaube, dass Non-Profit-Organisationen zukünftig – in Zeiten von Sparpaket, Eu- rokrise usw. – immer stärker gefordert sein werden, ihr Tun und Handeln zu rechtfertigen – auch gegenüber dem Steuerzahler. Heutzutage ist es von be- sonderer Wichtigkeit, genauestens dar- auf zu achten, dass öffentliche Gelder nicht willkürlich und nach Gutdünken ausgegeben, sondern wirtschaftlich, zielgerichtet und sinnvoll dort einge- setzt werden, wo sie am meisten Nut- zen stiften. Unbestritten fließt sehr viel Geld in den Sozialbereich – in Österreich knapp 30% des Bruttoinlandsproduktes. In Vorarl- berg werden jährlich rund 250 Millionen Euro – eineMenge Geld – für persönliche Hilfestellungen und Soziale Dienste im Rahmen des Sozialfonds aufgewendet. Doch betrachtenwir das Ganze aus einer anderen Perspektive: Was „kostet“ ein einzelner Mensch die Ge- meinschaft – ein Mensch, der sein Leben nicht ohne Unterstützung bewältigen kann, der immer wieder betreut werden muss, der keiner geregelten Arbeit nachkommen kann und so- mit keine Steuern bezahlt, der nicht in Pensions- und Krankenversicherungen einbezahlen kann? Stellt man rein wirt- schaftliche Berechnungen an, so wird deutlich, dass es äußerst sinnvoll ist, präventiv und frühzeitig in Menschen – vor allem in Kinder und Jugendliche – zu investieren. Es wird deutlich, dass Soziale Dienste eine äußerst (auch wirt- schaftlich) sinnvolle Investition in die Zukunft, eine Investition in unsere Ge- sellschaft sind. Denn wer dazu befähigt wird, auf sich selbst acht zu geben, der trägt auch dazu bei, dass es uns allen, unserer Gesellschaft gut geht. Somit ist soziale Verantwortung nicht nur ethisch zu begründen, sondern rechnet sich auch rein wirtschaftlich betrachtet. Ein weiterer, rein wirtschaftlicher Argu- mentationsansatz: Vorarlberg ist nicht wirklich reich an Rohstoffen. Wir besit- zen kein Erdöl und auch kein Erdgas; es gibt genügend Wasser, etwas Holz, die Natur – doch wovon wir leben und wo- von wir profitieren, das sind starke, inno- vative und kreative Menschen. Und wir können es uns nicht leisten, diese, un- sere wichtigste Ressource brach liegen zu lassen. Also investieren wir in Men- schen, geben acht, dass sie ihr Leben meistern und dass sie in Zeiten der Not, in Krisen jene Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Neue Forschungsansätze wie „Social Return on Investment“ (zu Deutsch: Sozialrendite) versuchen, den Ertrag so- zialer Investitionen zu messen. Es wird versucht, Antworten auf die Frage, wie die Auswirkungen, die durch die Arbeit sozialer Organisationen im Sinne des Gemeinwohls entstehen, gemessen und finanziell bewertet werden können. Ers- te Forschungen auf diesem Gebiet bele- gen, dass es sinnvoll und richtig ist, dass die Allgemeinheit in „das Soziale“ inves- tiert – der finanzielle „Gewinn“ kann er- rechnet und sichtbar gemacht werden. InMenschen zu investieren – dafür steht das IfS. Und diese Investition ist auch in Zukunft richtig und wichtig, meines Er- achtens sogar unerlässlich. Die Investiti- on Mensch bringt hohe Kosten mit sich, aber sie ist äußerst sinnvoll. Soziales En- gagement ist eine gesellschaftliche Auf- gabe, die weiterhin dringend gebraucht werden wird. Abschließen möchte ich mit einem Zi- tat der deutschen Liedermacherin Ina Deter. Anlässlich ihres 50. Geburtstags sagte sie: „Vergangenheit ist Geschich- te, Zukunft ist Geheimnis und jeder Au- genblick ein Geschenk.“ In diesem Sinne wünsche ich uns, dass wir stolz auf un- sere Geschichte zurückblicken, dass wir uns aufmachen, um die Geheimnisse, die die Zukunft für uns bereithält, zu erforschen und dass es uns als IfS wei- terhin gelingt, jene Menschen, die sich hilfesuchend an uns wenden, darin zu unterstützen, das Leben wieder als Ge- schenk annehmen zu können. ● Worauf es ankommt In Menschen investieren Dr. Stefan Allgäuer IfS-Geschäftsführer www.ifs.at Seite 31

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