ifs_zeitschrift_sib_jubilaeum_16

10 Jahre SIB 58 Betreuerinnen des ifs begleitet. Die Idee: Ein Bezie- hungsaufbau wurde eingeleitet und die begon- nene Beziehung wurde dann an den „neuen“ Ort übertragen. Im Frühjahr ist Frau Meier ins „neue Haus“ einge- zogen. Das therapeutische Team entschied sich, die Schutzkleidung nicht in das neue Lebenssystem zu übernehmen. Vorsor- gende Maßnahmen in der Intensität der Begleitung von Frau Meier, in der Ausstat- tung der Räumlichkeiten und in der Bekleidung von Frau Meier waren vorweg getroffen worden. Vorrangiges Ziel war es, eine tragfähige Beziehung mit Frau Meier zu entwickeln. Der Rahmen dafür ist eine gleichbleibende Tagesstruktur, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Involvierungstherapie (nach Dr. Muchitsch) ist ein verhaltenstherapeutisches Interventions- programm, das wir in den Alltag integrieren, um die Beziehung mit Frau Meier auszubauen und in die kognitive, wie lebenspraktische Förderung einzusteigen: „Zu Beginn weist die Involvierungstherapie den Charakter einer Spieltherapie auf. Zunächst lässt sich der Therapeut in die Spiele des autistischen Klienten mit einbeziehen. Stereotype Tätigkei- ten wie Lichtschalterspiele, das Versetzen von Objekten in Pendel- oder Drehbewegungen wer- den so Ausgangspunkt und Verstärker für eine erwünschte Verhaltensveränderung. Nun werden die Spiele des Klienten schrittweise modifiziert, indem der Therapeut erwünschtes Verhalten sowie bestimmte Handlungsabläufe vor- oder zwischenschaltet. Weitere Programme, wie jene zum Erlernen der Kulturtechniken, sowie der Aufbau von Grundspielen erfolgen nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Demnach muss jede Übung der vorangegangenen möglichst ähnlich sein. So kann der Widerstand bei Klienten mit autistischen Verhaltensweisen gegenüber Veränderungen be- grenzt werden. Es gilt der Grundsatz ‚je geringer die Umstellung, desto größer die Lernbereitschaft und -fähigkeit‘“ (Muchitsch 2001: 5). Durch diese spezielle Arbeit wollen wir die psycho- soziale Entwicklung von Frau Meier fördern und ihre Entfaltung gemäß ihrer Fähigkeiten respek- tieren, um so die Steigerung ihre Lebensqualität zu unterstützen. Gerade in der Entwicklungsphase des „Eintritts in die Erwachsenenwelt“ benötigt sie besonders viel Halt, Struktur und Begleitung – zum einen zur Gleicherhaltung der bekannten Umgebung und zum anderen um langsame harmonische Übergänge und Einleitung von Ablöseprozessen auszuhalten. Das therapeutische Setting beruht auf verhal- tenstherapeutischem und förderpädagogischem sowie neuropsychologischemWissen. Dies bildet die Grundlage der Förderung und Rehabilitation in den Bereichen Arbeitstraining, kognitive und psy- chomotorische Förderung. Mit diesen Prinzipien haben wir einen Leitsatz in der Arbeit mit Frau Meier geprägt. „Marie, wir sind bereit, uns in dein ,Sein‘ zu involvieren, und deine Welt kennen zu lernen; wir lehren dich, deine ,Sein-Welt‘ zu erweitern, du zeigst uns durch dein Handeln, wie unsere Interventionen bei dir ankommen, somit gehen wir täglich ein Stück dieses Weges.“ Auf diesemWeg soll es für dich Marie noch viele Momente des Drehens geben „Marie drah di, drah di hoppsasa, drah di trallala ...“ ○ 1 Name von der Redaktion geändert . In bestimmten Textpassagen haben wir uns ent- schieden, von der Höflichkeitsform abzuweichen und das vertraute „Du“ zu verwenden, dadurch soll die Lebendigkeit des „in Beziehung sein“ dargestellt werden. Die Überschrift ist frei nach dem Liedtext „Liesl drah di, Liesl drah di, Liesl hoppsasa, Liesl trallala, Liesl drah di“ entnommen. Margit Egger SIB Autismus Tirol „Marie, wir sind bereit, uns in dein ,Sein‘ zu involvieren, und deine Welt kennen zu ler- nen, du zeigst uns durch dein Handeln, wie unsere Interven- tionen bei dir ankommen.“ „Frau Meier integrierte Eishockeyhelm, wattierte Handschuhe und Overall aus dicht gewirktem Stoff in ihre Welt.“

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