Mag. Marion Hepberger
Interpark Focus 40
6832 Röthis
Ein Unfall, eine schwere Erkrankung oder das fortschreitende Alter können das Leben von einem Tag auf den anderen grundlegend verändern. Plötzlich werden die Treppe, der Einstieg in die Dusche oder die eigene Wohnung zu unüberwindbaren Hindernissen. 35 Jahre lang hat das Angebot ifs Menschengerechtes Bauen Menschen in genau diesen Situationen unterstützt. In den vergangenen fünf Jahren wurden jährlich rund 400 Klient:innen beraten. Doch aufgrund von Budgetkürzungen muss das ifs diese Beratungsleistung mit 1. Jänner 2026 einstellen.
"Barrierefreies Wohnen ist kein Luxus, sondern eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass Menschen selbstständig, sicher und würdevoll zuhause leben können", betont ifs Geschäftsführerin Martina Gasser. "Und es ist ein Thema, das jede und jeden von uns treffen kann – oft plötzlich und ohne eigenes Verschulden." Das Angebot richtete sich an Menschen, die ihren Wohnraum an veränderte Lebensumstände anpassen mussten, häufig in Phasen großer gesundheitlicher, organisatorischer und emotionaler Belastung.
Im Jahr 2024 begleitete das ifs Menschengerechte Bauen insgesamt 411 Klient:innen. Im Jahr 2025 nahmen bislang 295 neue Klient:innen erstmals Kontakt mit der Beratungsstelle auf. Der Beratungsbedarf entstand dabei überwiegend aufgrund altersbedingter Veränderungen (147 Personen), gefolgt von Erkrankungen (133 Personen) und Unfällen (15 Personen). Auch die Altersverteilung der neu beratenen Klient:innen verdeutlicht die Breite des Angebots: Vier Betroffene waren unter 16 Jahre alt, 17 Personen zwischen 16 und 45 Jahren, 44 zwischen 46 und 65 Jahren und 230 über 65 Jahre.
Durch fachlich fundierte Beratung und gezielte Wohnraumanpassungen konnte in vielen Fällen ein Verbleib im gewohnten Lebensumfeld ermöglicht werden. "Diese ambulante Unterstützung ist nicht nur menschlich sinnvoll, sondern auch volkswirtschaftlich", so Gasser. "Prävention und Beratung sind in der Regel deutlich günstiger als stationäre Pflegeplätze und entlasten langfristig auch Pflegeeinrichtungen."
Der Vorarlberger Sozialfonds stuft die Beratung für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung zum Thema Barrierefreiheit künftig nicht mehr als sozialfondsrelevant ein und finanziert sie ab 2026 nicht mehr. Trotz verbleibender Mittel aus der Wohnbauförderung kann das Angebot in der bisherigen Form nicht weitergeführt werden. "Wir bedauern diese Entwicklung sehr, vor allem für jene Menschen, die künftig auf diese Art der Unterstützung verzichten müssen", erklärt Gasser. "Die Einstellung des Angebots ist keine fachliche Entscheidung, sondern eine direkte Folge der Finanzierungslage. Unseres Erachtens bleibt die Beratungsleistung von hoher gesellschaftlicher Bedeutung."
Wolfgang, der aufgrund einer Erkrankung seine Wohnung umbauen musste, und seine Ehefrau Angelika beschreiben die Unterstützung durch ifs Menschengerechtes Bauen als große Entlastung: Nach der Diagnose sei kaum Kraft geblieben, um neben Terminen und offenen Fragen auch noch den dringend notwendigen Umbau zu organisieren und die damit zusammenhängende Vielzahl an Anträgen und Behördenwegen zu meistern. "Die Beratung hat rasch Orientierung gegeben, Prioritäten geklärt und verständlich aufgezeigt, welche Maßnahmen sinnvoll sind." Besonders wichtig sei dabei das Vertrauen gewesen: "Wir konnten unserem Berater voll und ganz vertrauen. Das hat uns Sicherheit vermittelt und wir haben wieder ein bisschen Licht am Ende des Tunnels gesehen." Ihr Fazit fällt deutlich aus: "Ohne solche Unterstützung wird man alleine gelassen und verliert die Hoffnung."
Mit der Einstellung des ifs Menschengerechten Bauens geht ein Angebot verloren, das Menschen in existenziellen Umbruchphasen Orientierung, Sicherheit und Perspektive gegeben hat. In vielen Fällen hat es den Verbleib im eigenen Zuhause überhaupt erst möglich gemacht. "Wer barrierefrei umbauen muss, steht oft unter enormem gesundheitlichem, organisatorischem und finanziellem Druck. Genau dann braucht es unabhängige, fachliche Unterstützung", so die ifs Geschäftsführerin abschließend. "Wenn diese Beratung wegfällt, trifft das besonders jene, die bereits stark belastet sind."
Insgesamt 411 Klient:innen im Jahr 2024
bis 15 Jahre: 4 Klient:innen
16 bis 28 Jahr: 7 Klient:innen
29 bis 45 Jahre: 10 Klient:innen
46 bis 65 Jahre: 44 Klient:innen
Über 65: 230 Klient:innen
Gesamt: 295 Klient:innen
Altersbedingt: 147 Klient:innen
Krankheit: 133 Klient:innen
Unfall: 15 Klient:innen
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