ifs_zeitschrift_2_15_sc

wie 20 Jeder kann lernen, mit diesen unangenehmen Gefühlen umzugehen. Fremde müssen es! Fremd- heit als Alltagserfahrung kann noch weiter thematisiert und Offenheit in konkreten Begeg- nungsstätten kultiviert werden. Es braucht bei uns Ausdrucksmög- lichkeiten, um über die eigenen Empfin- dungen und Ängste sprechen zu können. Konflikte können im Dialog geklärt wer- den, damit entsteht Verständnis für die Haltung des anderen. Es benötigt also Integrationsmaßnahmen auch für die, die schon länger hier sind, die „früher Gekommenen“ und zum Teil wird dies schon rea- lisiert. Wir müssen überlegen, wann ein Fremder ein Einheimischer sein kann und unser Verhalten darauf abstimmen. Wir können dabei vielfältig dazulernen. Erkennen, dass wir die Ab- und Be- grenzungen immer so genau zu kennen meinen, lernen darauf zu vertrauen, dass es vielfältige und oft subjektive Definitionen von Zugehörigkeit und Heimat gibt. Wir werden lernen müssen, dass wir „Eine Welt“ sind, der andere dieselben Bedürfnisse hat wie wir, sich aber die Lebens- und Ausdrucks- formen desselben auch anders ausdrücken kön- nen. Wir Menschen haben immerhin die Fähigkeit, zu lernen, uns zu ändern, uns anzupassen (statt es nur von anderen zu fordern), zu engagieren und zu gestalten. Wir dürfen vertrauen, dass unsere ausgelebte Neu- gier unsere Angst verringert, so wie sie es immer schon tat. „Der Mensch verfügt über die Fähigkeit, Neugier aufrecht zu erhalten, selbst dann, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet ist. Wenn ver- mehrt in diese Fähigkeit investiert würde, anstatt die Ängste am Leben zu erhalten, könnten auch bessere Voraussetzungen dafür geschaffen wer- den, entspannter mit dem Fremden umzugehen“ (B. Rothschild). Soweit die emotionale Ebene. B. Rothschild schlägt vor, „vernunftmäßig begrün- deten Widerstand gegen Scheinlösungen und vereinfachte Rezepte“ dazuzunehmen und Sach- verhalte rational und differenziert anzugehen und darzustellen. Für ein Leben in Vielfalt! ○ Quellen: - http://www.tagesspiegel.de/kultur/soziologe-harald- welzer-im-interview-weg-mit-den-privilegien/10314276. html, 11.8.2014 - http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpoli- tik/737563_Die-Praxis-des-Weltverbesserns.html, 27.2.2015 - http://ethik-heute.org/sind-wir-bereit-privilegien-abzu- bauen/, Bernd Sommer, Harald Welzer: Transformations- design. Wege in eine zukunftsfähige Moderne. oekom verlag, München 2014. - https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/fluechtlinge/zah- len-fakten.html - Über den Umgang mit der Angst, „Politische Korrektheit“ führt nicht weiter - Interview mit Berthold Rothschild/ Psychotherapeut in Zürich. In: terra cognita 21/2012 - Michael Lütgers: Wer den Wind sät ... – Was westliche Poli- tik im Orient anrichtet, C.H.Beck, 2015 - Arno Gruen: Der Fremde in uns, dtv, 2002 - Docken – Begegnung. Ein Elexier für eine vielfältige Gesellschaft, www.okay-line.at / Okay. Integration und Vielfalt in Vorarlberg. - powidl – ein heiteres Spiel für Frühergekommene & Spä- tergekommene Der Künstler Wafa Reyhanilebt in Vorar- lberg, führt das Spiel aber an mehreren Spielorten durch – u. a. in Vorarlberg. Die Spielanlage atmet den Geist des Programms docken. Claudia Wielander MSc. Psychotherapie Vorarlberg Mitglied der ifs internen AG zum Thema „Deradikalisierung“ claudia.wielander@ifs.at „Wir dürfen vertrauen, dass unsere ausgelebte Neugier unsere Angst verringert, so wie sie es immer schon tat.“

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