ifs_zeitschrift_1_19_sc

29 Frühling 2019 Schnelle und unkomplizierte Hilfe Nach einigen Vorbereitungen lief das Projekt „Wel- come to Life“ 2016 auch in Vorarlberg gut an. Dabei eröffnete die persönliche Beziehung zu früheren Betreuern bzw. das Vertrauen der Careleaver in die betreuenden Institutionen der privaten Kin- der- und Jugendhilfe einen Zugang zur Zielgruppe. In den vergangenen drei Jahren konnte einigen jungen Careleaver unterstützend zur Seite gestan- den und in schwierigen Situationen schnelle und unkomplizierte Hilfe geleistet werden. Das Ange- bot umfasste zum einen die individuelle Eins-zu- eins-Beratung und zum anderen Gruppenangebote bzw. Informationsabende. Generell zeigte sich, dass die Gruppenaktionen und Workshops weniger gut angenommen wur- den. Vielmehr bestätigte sich der Bedarf an einer niederschwelligen Eins-zu-eins-Beratung. Hier- für wurden jegliche Kontaktmöglichkeiten – von telefonisch über persönlich bis hin zu diversen sozialen Medien – genutzt. So konnten z. B. dank der Vernetzung über Facebook nicht nur die jun- gen Erwachsenen einfach und unkompliziert auf die Betreuer zukommen und umgekehrt, son- dern auch die Careleaver untereinander Kontakt aufnehmen. In den Einzelkontakten wurde das Augenmerk vor allem auf die aktuelle Situation der Betroffenen gelegt, um einschätzen zu können, ob im Bedarfs- fall die Vermittlung an weitere Fachstellen not- wendig ist oder unsere Unterstützungsangebote ausreichend sind. Ergebnisse der Evaluation In Vorarlberg wünschten im Rahmen des Projekts 192 Personen – 56 Prozent Frauen und 44 Prozent Männer im Alter zwischen 17 und 24 Jahren – direkte Unterstützung durch die mitwirkenden Institutionen. Als ehemalige Betreuungsform wurde fast ausschließlich „Betreutes Wohnen“ angegeben. Bedarfserhebung und demografische Analyse Als erste, orientierende Intervention wurde eine inhaltliche Erhebung und Analyse der Bedürfnisse der Zielgruppe durchgeführt. Hierfür wurden zu den Lebensbereichen Wohnen, Finanzen, Arbeit/ Schule/Ausbildung, Freizeit, Gesundheit, Sozial­ kontakte und Nachfolgende Unterstützungs­ systeme jeweils Bedarfe, aktuelle Wahrneh- mungen und zentrale Themen der Careleaver erfragt. Laufende Einzelkontakte In Vorarlberg fanden mit insgesamt 91 Personen Einzelkontakte statt. In knapp 80 Prozent dieser Fälle gab es jeweils mindestens zwei Einzelkon- takte mit den jungen Menschen. Bis zum Ende des Projekts konnten insgesamt 557 Einzelbetreuungs- termine dokumentiert werden. Im Durchschnitt dauerte ein Einzelbetreuungsprozess länger als ein Jahr und umfasste in dieser Zeit durchschnitt- lich vier Einzelbetreuungstermine. Veränderungstendenzen der Lebensbereiche Im Rahmen der Einzelbetreuungsprozesse konn- ten Einblicke in die Lebenssituation der Carelea- ver sowie in die Veränderungen dieser Situation gewonnen werden. Einen wichtigen Ansatzpunkt stellte die Ressourcenaktivierung in den Lebens- bereichen dar. Als zentral erwies sich die Arbeit in den drei Bereichen Wohnen, Finanzen und Arbeit/Schule/Ausbildung, denn in diesen wurde der höchste Betreuungsbedarf rückgemeldet. Die Unterstützung im Bereich Finanzen war stark durch grundsätzliche Herausforderungen der Ziel- gruppe geprägt. Vermehrt wurden finanzielle Eng- pässe thematisiert, denn durch häufig nichtline- are Ausbildungsprozesse war die Arbeitssituation (auch aufgrund eines häufig erschwerten Zugangs zum Arbeitsmarkt) nicht stabil. Anzumerken ist, dass sich die Unterstützungsangebote im Bereich Finanzen ausschließlich auf begleitende, nicht finanzielle Hilfeleistungen beschränkten. Ins- besondere in Bezug auf die als unsicher erlebte Wohnsituation konnten somit keine materiellen Hilfestellungen geleistet werden. Einen weiteren Schwerpunkt der Betreuung stellte die Arbeit in Bezug auf den Lebensbereich Arbeit/ Schule/Ausbildung dar. Dies führte insbesondere im Rahmen des Ausbildungsprozesses zu einer positiven Veränderungstendenz. Auch erlebten die Careleaver die Unterstützung hinsichtlich der nachfolgenden Hilfesysteme (Ämter, Instituti- onen) als positiv wirksam. Die Ressourcenaktivie- rung im Bereich Freizeit konnte außerdem stark an verfügbare, positive Lebensumstände anknüp- fen, was in der stetigen Verbesserung des Lebens- bereichs sichtbar wurde. ○ Sabine Burtscher Leiterin ifs Ambulant betreutes Wohnen sabine.burtscher@ifs.at

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ2MDY0