ifs_zeitschrift_2_18

5 Winter 2018 In einer hypnosystemischen Beratung geht die Beraterin bzw. der Berater davon aus, dass Erleben nicht alleine durch den Inhalt gegeben ist, sondern durch die Beziehung, welche der Erlebende zum Geschehen herstellt und worauf er seine Aufmerk- samkeit fokussiert. „Vor der Tür“ wird die aktuelle Situation aus der Sicht des Betroffenen reflektiert und es werden Lösungsszenarien und Aussichten für die Zukunft in der Imagination durchgespielt. In der Tür Je nach Tiefe des Türrahmens befindet man sich mehr oder weniger lange in der Tür. Im Extremfall wird er zu einem Tunnel, in demman sich nach dem Eintritt längere Zeit befindet. Veränderungen werden im Allgemeinen dann als besonders belas­ tend erlebt, wenn sie von außen kommen und die Betroffenen sich als Opfer der Umstände, fremd- bestimmt und überfordert fühlen. Auch zu viele Ver- änderungen auf ein- mal werden häufig als sehr belastend erlebt. Diese „stress- ful life-events“ erhöhen außerdem das Risiko, physisch oder psychisch zu erkranken. Schwerer haben es bei Veränderungen Personen, die eine eher ängstliche Persönlichkeitsstruktur besitzen sowie Personen, welche sich bereits vor dem belastenden Lebensereignis angeschlagen und erschöpft fühlten. Verlusterlebnisse von nahe- stehenden Personen und Angehörigen infolge von Trennung/Scheidung, Krankheiten, Unfällen, Sui- ziden und Verluste von sozialen Netzwerken und den damit verbundenen Werten (z. B. bei Flucht und Emigration) können besonders viel Leid auslö- sen. Die daraus entstandenen emotionalen Beein- trächtigungen können wiederum soziale Funkti- onen und das Leistungsvermögen blockieren. In der hypnosystemischen Beratungsarbeit wer- den die Betroffenen durch die Phasen der Trauer – die Phase des Nicht–Wahrhaben-Wollens, die Phase der aufbrechenden Emotionen, die Phase der Neuorientierung – begleitet. Dabei wird in der Beratung stark die Gegenwart fokussiert und verschiedene psychologische Techniken zur Verar- beitung des Erlebten werden angewandt. In dieser Übergangsphase „vom Schweren zum Leichten“ werden Ressourcen reaktiviert, um die Verän- derung und die Zielentwicklung zu erleichtern. Auch der Frage, was Lösungen und Entwicklungen eventuell behindert, wird nachgegangen. Nach der Tür Sobald man die Tür pas- siert hat, befindet man sich auf der anderen Seite. Die Veränderung ist jetzt vollzogen und dies schafft in vielen Fällen Erleich- terung. Erfahrungen aus der Vergangenheit kön- nen ruhen oder werden nicht mehr so schmerz- haft erlebt. Im Zustand des neuen Gleichgewichts gelingt es zeitweise sogar, die Veränderung als etwas Positives anzusehen. Das Bewusstsein rich- tet sich neu aus nach demMotto „Was ist jetzt zu tun?“. Es können aber auch zweifelhafte Fragen quälen wie: „War dies die richtige Tür? Entspricht das Ergebnis meinen Erwartungen? Sollte ich wieder zurück?“ Integration der Veränderung, Stärkung der Resilienz, Auseinandersetzung mit Werten, Vermittlung von lebenspraktischen Hilfen und soziale Vernetzung im Sinne der Prävention (z. B. ein Gruppenangebot für Trauernde oder für Alleinerziehende) finden Raum in der letzten Phase der Beratung bei Veränderungen. ifs Familienberatung bietet Unterstützung Einzelpersonen, Familien und Paare können sich jederzeit an das Team der ifs Familienbe- ratung wenden. Das Angebot umfasst Psychoedukation und Beratung bei Fragen zur psychischen Entwicklung von Menschen bezogen auf die gesamte Lebensspanne sowie Unterstützung in Form von klinisch-psychologischer Beratung, Sozialberatung, Kri- senintervention und präven- tiven Maßnahmen zur Bewältigung von kritischen Lebensereignissen. ○ Wissen ifs Familien­ beratung bietet Hilfe und Unterstützung, wenn Krisen und Konflikte das Zusammenleben in Familien beein­ trächtigen. Gerade in Übergängen wie Schwangerschaft, Pubertät, Trennung, Krisen, Verlust oder Tod kann es erleichternd sein, Unter­ stützung anzunehmen. Telefon 05-1755-530 familienberatung@ifs.at „Veränderungen werden im Allgemeinen dann als besonders belastend erlebt, wenn sie von außen kommen und die Betroffenen sich als Opfer der Umstände, fremdbestimmt und überfordert fühlen.“ „Im Zustand des neuen Gleichgewichts gelingt es zeitweise sogar, die Verän- derung als etwas Positives anzusehen.“ Mag. Dr. Martina Hubner ifs Familienberatung martina.hubner@ifs.at

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